Nicht ganz live, aber dennoch zeitnah gebe ich meine Eindrücke von der Vorabendveranstaltung des puls Automobilkongresses in Neumarkt a. d. O. wieder. Den Vortrag hier im Museum für historische Maybach-Automobile hielt Prof. Dr. Arnold Weissman von der gleichnamigen Strategieberatung aus Nürnberg.
Prof. Weissman gab den Teilnehmern einen (für meinen Geschmack) hervorragenden Abriss zum Thema Strategie und Differenzierung. Er zeigte eindrucksvoll auf, vor welchen Herausforderungen der tradierte Einzelhandel steht, ohne jedoch mit allgemeingültigen Lösungsvorschlägen zu hausieren. Weissmann stellte die Megatrends dar und erläuterte praxisnah und anhand von Beispielen, was mit Unternehmen passieren kann, die sich den Entwicklungen der zeit nicht anpassen.
Ich fand mich und diverse Inhalte meines Vortrages „Abschied vom Business As Usual“ auf dem Remarketing Kongress vergangene Woche in Würzburg hier heute bestätigt.
Wenn Prof. Weissman sagt, niemand wisse genau, was in zehn oder mehr Jahren tatsächlich sein wird, dann besteht darüber Einigkeit. Weissman sagte aber auch, dass es sicher nicht so weitergehe, wie bisher. Vor allem die fortschreitende Digitalisierung werde im Einzelhandel, unabhängig von der einzelnen Branche, für neue Geschäftsmodelle und Marktteilnehmer sorgen. Dabei werde der stationäre Händler durchaus noch seine Berechtigung haben, muss diese aber unter harten und bislang ungewohnten Bedingungen täglich neu beweisen.
Mir persönlich blieb vor allem eine Aussage im Gedächtnis, die in den kommenden Monaten und Jahren sicher auch viele Unternehmen unserer Branche betreffen wird: „In wachsenden Märkten können auch durchschnittlich aufgestellte und gemanagte Unternehmen halbwegs erfolgreich sein, diese Märkte verzeihen Fehler. Aber in stagnierenden Märkten mit hoher Transparenz werden nur jene überleben und Geld verdienen, die hervorragend gemanagt und geführt werden und ihre Prozesse beherrschen.“
Das ist ohne Frage harter Tobak, aber viel besser kann man es nicht beschreiben. Gerade unsere Branche ist geprägt durch Gleichmacherei, relativ wenig Unterscheidungsmerkmale, wenig Wissen und Gefühl für Marketing sowie hohe Preistransparenz – allesamt nicht eben gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft.
Aber es besteht Hoffnung. Denn es dämmert immer mehr Herstellern, dass sie in diesen Bereichen aktiv werden müssen, damit es auch im Handel flächendeckend zu Aktivitäten in dieser Richtung kommt. Bleibt zu hoffen, dass der Handel rechtzeitig aufwacht und diese Herausforderungen aktiv angeht.
Photo taken by Derek Finke at Maybach Museum Neumarkt
„Die Hoffnung stirbt zuletzt…“ – oder wie war das lieber Derek 😉
Was mir persönlich an der Aussage von Prof. Weissman am prägnantesten ins Auge sticht ist dieser Teil: „…werden nur jene überleben und Geld verdienen, die hervorragend gemanagt und geführt werden…“ – und genau hier hat er die Finger in der Wunde – denn das was derzeit in den Teppichabteilungen unterhalb des Vorstandsvorsitzenden von Automobilherstellern sitzt kann flächendeckend mit den gewünschten Attributen selten gleichgesetzt werden… – zuviele Nieten in Nadelstreifen und gerade im Vertrieb kann dies wirklich demnächst die Spreu von Weizen trennen…
Frank,
zweifelsohne gibt es da und dort solche und solche Menschen. Die Kunst von Führung ist es, verschiedene Menschen zum Erfolg zu führen. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Was mich stört, ist die typische und schon reflexartige Handhabung bestimmter Herausforderungen in der Großindustrie. Krise heißt dort in der Regel Sparprogramm heißt Mitarbeiterentlassung heißt Kompetenzverlust heißt Motivationsverlust der Verbliebenen. Tja und danach kommt der große Wachstumsplan, der unter denkbar schlechten Voraussetzungen umgesetzt werden soll.
Beste Grüße,
Derek