Und, fallen Ihnen nach dem Lesen der Überschrift gleich deutsche Autohändler ein, die auch international aktiv sind? Nein? Ich denke, das ist keine Schande, denn so viele sind es wohl nicht. Ich möchte hier nicht mit Aufzählungen beginnen, denn ich maße mir nicht an, alle zu kennen.

Ich frage mich eher, warum in dieser Richtung eigentlich nicht mehr passiert? Denn der deutsche Heimatmarkt ist gesättigt. Somit herrscht hier nur noch Verdrängungswettbewerb, der immer mehr zulasten der Marge geht. Kein Wachstum, keine rosigen Ertragsperspektiven, dafür aber immer mehr Aufwand, um den angestammten Markt zu bearbeiten  – eigentlich wäre das doch genug Zündstoff, um sich neue Märkte zu suchen.

Die Hersteller haben uns das vorgemacht und wenn man den Volkswagen Konzern sieht, bleibt neidlos anzuerkennen, dass diese Strategie auch aufgeht. Während es hier in Europa schwächelt, boomt es in anderen Regionen. Per Saldo laufen die Geschäfte dann auch in etwas schlechteren Zeiten immer noch gut. Warum also kopieren deutsche Autohändler dieses Konzept nicht?

Erzähle mir keiner, so etwas ist im Handel nicht möglich. Es gibt diverse Beispiele, die das Gegenteil belegen. Sei es die Emil Frey Gruppe aus der Schweiz oder auch diverse Gruppen aus den USA oder Großbritannien. Ein anschauliches Beispiel ist auch die Abdul Latif Jameel International Co. aus Saudi Arabien. 1945 gegründet, haben sie bereits 1955 als Toyota Händler begonnen. Heute ist die Gruppe weltweit aktiv und betreibt Autohäuser in Europa, Asien und Afrika. Neben dem Autohandel ist die Jameel Gruppe auch im Bereich Finanzdienstleistungen und Werbung unterwegs.

Und wo sind die deutschen Händler? Ja, ich weiß, die AVAG hat halb Osteuropa erobert. Aber ich glaube, dann hört es auch schon auf. Zumindest in so einer Größenordnung sind mir keine anderen deutschen Handelsgruppen bekannt, die auch im Ausland engagiert sind. Könnte es daran liegen, dass die meisten international tätigen Gruppen weniger von Familien, sondern von institutionellen Anlegern gelenkt werden? Die Börse will am Ende Gewinne und Wertsteigerungen sehen, beides ist in einem gesättigten Markt nicht zufriedenstellend zu erreichen. Das treibt solche Betriebe dann in andere lukrative Märkte. Allerdings muss man sehen, dass sich das Engagement ausländischer Gruppen in Deutschland auch in Grenzen hält.

Da kommt mir die Frage in den Sinn, wann die ersten großen chinesischen Ketten sich hier einkaufen werden? Ich glaube, dass die Kollegen aus China weniger an den Perspektiven unseres Marktes, als vielmehr an dem hier bestehenden Know-How interessiert sind. Einige von denen ahnen bereits, dass der Boomzustand nicht ewig anhalten wird und so suchen Sie vorausschauend nach Kenntnissen aus gesättigten Märkten.
Oder wird es deutsche Händler geben, die sich in China etablieren? Oder funktionieren solche Beteiligungen über Kulturgrenzen hinweg einfach nicht? Spannend wäre es allemal, aber auch einen Versuch wert?

Was meinen Sie dazu?

Derek bei Google+