Wer die aktuelle Nachrichtenlage in der Fachpresse verfolgt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass derzeit eine Welle der Konsolidierung im deutschen Autohandel stattfindet. Emil Frey steigt bei Kath ein, die Fellbacher Hahn Gruppe übernimmt die Pforzheimer Rösch-Gruppe und heute wird bekannt, dass Dello bei Dürkop einsteigt. Dazu kommen Gerüchte im Markt, nach denen die Scherer-Gruppe den Wiesbadener VW-Händler Auto-Rossel übernehmen möchte (oder bereits übernommen hat, die Quellen sind sich da nicht einig).
Das Jahresende wirft seine Schatten voraus
Da oftmals die Wirtschaftsjahre auch Kalenderjahre sind, werden solche Deals über das Jahr hinweg ausgehandelt und dann zum Stichtag 01.01. wirksam. Somit ist klar, dass es zurzeit verstärkt solche Nachrichten hagelt. Das kann auch im Laufe des ersten Halbjahres noch so bleiben, denn nicht selten werden dann rückwirkend zum Jahresanfang ebenfalls noch Akquisitionen getätigt.
Der Markt konsolidiert sich
Bleiben wir mal bei den drei jetzt offiziell bestätigten Ankündigungen. Ohne Frage rücken da einige bereits große Player zusammen, um sich mit mehr Größe auch mehr Marktmacht zu sichern. Inwiefern das sinnvoll ist, wird die Zukunft zeigen. Dennoch unterscheiden sich die Deals im Einzelnen.
Einzelbetrachtung
Frey/Kath fällt dabei etwas aus dem Rahmen. Die Emil Frey Gruppe ist im Bereich der VW-Konzernmarken bislang nur mit Skoda aktiv. Da regionale Nähe für Frey auch bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, versucht sich der Megadealer hier an die Volkswagen Welt heran zu tasten. Was mich erstaunt, ist, dass Volkswagen diesen Weg so mitgeht. Frey mag ein Volumengarant sein, wer sich aber mal die Ford-Betriebe ansieht, wird nicht gleich darauf kommen, dass es hier um Markenerlebnis geht. Bei Kath ist in der jüngeren Vergangenheit so einiges schief gelaufen, insofern war das Vertrauensverhältnis zwischen Hersteller und Händler ziemlich ramponiert. Der Eigentümerwechsel an sich verwundert mich daher nicht. Aber dass sich die norddeutschen VW-Handelsgruppen aus Bremen und Kiel da eine Laus in den Pelz setzen lassen, ist schon überraschend.
Hahn/Rösch ist für mich aus mehreren Gründen nachvollziehbar. Die Hahn-Gruppe will zum einen ihrem Markenportfolio treu bleiben. Zum anderen ist Pforzheim eine regional sinnvolle Ergänzung. Ich finde darüber hinaus spannend, dass die Hahn-Gruppe zu alter Stärke zurück findet. Erst vor wenigen Jahren hatte man sich von allen Stuttgarter Betrieben getrennt und diese an Volkswagen Retail abgegeben. Danach ist Hahn durch eine harte Rosskur gegangen, die offenbar erfolgreich gewesen ist. Die Konzentration auf die Region ringsum den Metromarkt Stuttgart scheint zu passen.
Dello/Dürkop überrascht mich hier am meisten. Nach meinem Eindruck ist vor allem Dürkop in den letzten Jahren gut unterwegs gewesen. Dass der Vorstands-Chef Stefan Quary erst vor einiger Zeit 20% der Anteile von der Nürnberger Versicherung übernommen hatte, ließ mich eher auf ein Buy-Out seitens des Managements tippen. Zumal Dürkop für sich genommen ja schon ein Riese ist und sich mit der neuen Markenpositionierung gut aufgestellt hatte. Nun steigt Dello hier ein und beide werden über kurz oder lang eine gemeinsame Strategie definieren (müssen). Wer weiß, vielleicht hat sich Kurt Kröger (Dello) über diesen Weg auch einen Stefan Quary als Nachfolger geangelt.
Wir dürfen gespannt sein, was sich in dieser Richtung noch tun wird und wie sich diese Übernahmen operativ auswirken werden. Ich wünsche allen Unternehmen viel Erfolg und ein gutes Händchen, schließlich geht es dabei nicht nur um Traditionshändler und millionenschwere Investitionen, sondern auch um die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze vieler Mitarbeiter.
Photo credit: Blue-news.org (licensed via Creative Commons)
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