Die Preiserhöhung bei mobile.de sorgt für anhaltende Diskussionen unter Auto- und Motorradhändlern. Für nicht wenige dürfte es tatsächlich ein Schock sein, künftig um die 100% mehr zu bezahlen, als bisher. Andererseits stellen sich kleinere und mittelgroße Fahrzeugdateneinlieferer künftig besser. Mobile.de geht also unterschiedlich vor und belastet jene Händler überproportional stark, die auch viele Daten einliefern.
Nun ist es nicht das erste Mal, dass mobile.de die Preise anzieht. Soweit ich mich entsinne, ist es sogar das dritte Mal in Folge, auch die beiden anderen Preiserhöhungen hatten es schon in sich und sorgten im Handel für Verärgerung.

Grundsätzlich sind Preiserhöhungen ein sensibles Thema. Und ganz ehrlich: Rein menschlich ist es auch völlig normal, darauf nicht mit Freude zu reagieren. Andererseits wird jeder Unternehmer einsehen müssen, dass ohne Preissteigerungen ein Überleben auch seines Autohauses nicht möglich wäre. Die Herausforderung liegt eher darin, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Größenordnung zu finden.

Der Zeitpunkt

Ich denke, hier liegen die Berlin-Brandenburger gut im Rennen. Das Frühjahrsgeschäft wird demnächst weitere Belebung auf den Höfen der Händler bringen, sodass höhere Kosten grundsätzlich zu verkraften sein werden. Ja, ja, ich weiß: Höhere Preise sind trotzdem doof. 😉 Und der Zeitpunkt ist aus Sicht der Betroffenen auch immer falsch.

Die Größenordnung

Lassen Sie es mich so sagen: Für sich genommen ist das schon ein ziemlich deftiger Aufschlag. Bis zu 100% mehr als bislang sind ein Wort. Vergleicht man jedoch mal die Kosten für Internetdienstleistungen dieser Art mit anderen westlichen Märkten (inkl. USA), dürfte sich kein deutscher Händler beschweren. Ganz im Gegenteil: Wir leben quasi im Schlaraffenland der Preise. Klingt vielleicht unglaublich, ist aber so. In diesen anderen Ländern mosert auch kein Händler über die deutlich höheren Kosten. Warum nicht? Ganz einfach, weil dort in der Breite der Händlernetze längst Einigkeit darüber herrscht, dass am Onlinemarketing überhaupt kein Weg mehr vorbei führt. Ganz im Gegenteil wird dort kräftig in die Generierung von Onlineleads investiert, statt weiter Zeitungsanzeigen zu schalten, Hüpfburgen aufzustellen oder Flyer zu verteilen.

Außerdem …

… geht es mir hier gar nicht darum, Partei für mobile.de zu ergreifen. Händler sollten sich aber überlegen, woher Kunden heute kommen und was ihnen diese Leads wert sind bzw. sein müssten. Zweifelsohne ist irgendwann einmal ein Punkt erreicht, bei dem gebotene Leistung und zu zahlender Preis im Gleichgewicht stehen müssen. Aber ich sage es ganz offen: Von diesem Zustand sind wir noch immer weit entfernt!

Da wird gnadenlos viel Geld für inneffektives Marketing ausgegeben, ohne jemals zu hinterfragen, was es tatsächlich bringt. Andererseits wird jetzt bei mobile.de gekündigt, obwohl über diese Börse ein Großteil der heutigen Leads generiert werden – und zwar nachvollziehbar. Da werden dem Handel Instrumente zur quantitativen und qualitativen Messung der Marketingeffizienz zur Verfügung gestellt, doch wie viele Händler nutzen sie? Und wenn man sich die Ergebnisse dieser Messungen ansieht, muss man sich ernsthaft fragen, ob es vielen Händlern einfach zu gut geht. Da werden Telefonate nicht angenommen, obwohl die Nummer in der Werbung verwendet wird. Da landen Kunden bei besetzten Telefonanschlüssen von Autohäusern – Ich meine, Hallo? Wir leben im Jahr 2014!

Liebe Autohäuser,

anstatt sich über die zwar momentan schmerzhaften, aber vergleichsweise immer noch sehr zivilen Preise aufzuregen, sollten Sie in der Breite aufwachen und sich den (gar nicht mehr so neuen) Herausforderungen der Leadgewinnung und -bearbeitung stellen. Stellen Sie Ihr Marketing vom Kopf auf die Füße und nutzen Sie die Chancen!

Derek Finke