Sie erinnern sich noch an die Meister-HU? Dieses Projekt wurde seitens des ZDK, der Kfz-Landesverbände sowie eines Großteils der Kfz-Innungen mit hoher Priorität verfolgt. Wer die Interviews und anderen öffentlichen Verlautbarungen der Verbandsoffiziellen zu diesem Thema noch in Auge und Ohr hat, konnte zu dem Eindruck gelangen, dass die Meister-HU nahezu essentiell für die Überlebensfähigkeit von Autohäusern und Werkstätten sei.
Dass sich die Überwachungsvereine und Kfz-Sachverständigen dieses Geschäft nicht kampflos aus der Hand nehmen lassen, liegt auf der Hand. Dass sie ihre Lobbyisten in die Spur schicken und alle erdenklichen Hebel in Bewegung setzen, um die politischen Entscheider in ihrem Sinne zu beeinflussen, dürfte auch nicht überraschen. Quo vadis Meister-HU?
Meister-HU – Kontroverse Diskussionen auch innerhalb des Berufsstandes
Auch innerhalb des Kfz-Gewerbes wurde die Meister-HU kontrovers diskutiert. Nicht nur Werkstätten und Autohäuser, sondern auch einige, wenngleich wenige, Kfz-Innungen sprachen sich gegen die Meister-HU aus. Als Grund wurde zumeist der mögliche Interessenkonflikt angeführt, nämlich dann, wenn Mängelfeststeller und Mängelbeseitiger ein und dieselbe Person seien. Die Protagonisten der Idee führten dagegen positive Erfahrungen im Ausland ins Feld. Außerdem könne das Gewerbe so zusätzliches Geld verdienen und gleichzeitig könne der Verbraucher durch mehr Wettbewerb Geld sparen.
Anfang März erlebte der ZDK dann einen herben Rückschlag: Der zuständige Bund-Länder-Fachausschuss „Technisches Kraftfahrwesen“ lehnte das Konzept des ZDK ab. Die Zeitschrift asp wollte erfahren haben, dass die Bundesländer an der Schlüssigkeit des Konzeptes erheblich zweifeln. Es sei nicht deutlich erkennbar geworden, welchen Vorteil das Konzept für die Verbraucher bringen solle. Darüber hinaus gebe es Vorbehalte wegen des möglichen Interessenkonflikts eines HU-Betriebs gegenüber dem Kunden, so die asp.
Die Meister-HU – eine Lösung ohne Problem
Nun könnte man sagen, dass es eben auch Hürden zu überwinden gibt, wenn man mit einer neuen Idee in die Welt geht. Dem schließe ich mich grundsätzlich an, nicht aber in diesem Fall. Die Meister-HU ist für meine Begriffe nichts weiter als der Versuch, ein Problem herbeizureden, dass es so nicht gibt. Wie eine Werkstatt mit der Meister-HU mehr Geld verdienen soll, als durch Zusammenarbeit mit einem Sachverständigen, erschließt sich mir nicht. Dass aus Sicht des Kunden aber ganz schnell der Vorwurf der Übervorteilung ins Feld geführt wird, liegt dagegen auf der Hand. Ob so etwas dann stimmt oder nicht, sei dahingestellt.
Am 18. April haben sich die Überwachungsorganisationen in einem offenen Brief an ZDK-Präsident Robert Rademacher gewandt. Bezugnehmend auf die Entscheidung der Bund-Länder-Kommission wird darin die Erwartung geäußert, dass der ZDK seine Ambitionen in Sachen Meister-HU nunmehr aufgebe und beide Parteien an einem Strang für gemeinsame Interessen ziehen sollten. Die erste öffentliche Reaktion des ZDK auf dieses Schreiben verweist auf die noch ausstehenden Diskussion in den Gremien.
Das ist typisches politisches Verhalten. Im Vorfeld wurde mit Verve pro Meister-HU argumentiert, nun gibt es ernst zu nehmenden Widerstand, der das Projekt kippen könnte. Und schon werden wachsweiche Formulierungen ins Feld geführt, die einem am Ende alle denkbaren Türen offen halten. Das ist politisch opportun, doch wie klingt das gegenüber jenen, die mit Überzeugung für diese Idee gekämpft haben?
Wie dem auch sei: Hoffentlich wird die Idee der Meister-HU zu Grabe getragen und das Gewerbe konzentriert sich auf die wirklichen Herausforderungen der heutigen und künftigen Zeit, z. B. die Digitalisierung und den Wandel des Kundenverhaltens, um nur zwei zu nennen.
In diesem Sinne wünsche ich gute Geschäfte.
Photo credit: depone via Flickr (CC BY-SA 2.0)
Na Na, die Meister-HU ist noch lange nicht vom Tisch und wer wird denn gleich die Flinte ins Korn werfen, nur weil ein paar Überwacher nervös werden? Hier geht es um sehr viel Geld und es ist das gute Recht des ZDK, die besseren Argumente nachhaltig ins Feld zu werfen, um die Betriebe zukunftsfest zu machen. Ein wichtiger Baustein dazu kann die Meister-HU sein, aber man kümmert sich auch um andere wichtige Themen, z.B. wird uns das Thema Telematik in den nächsten Jahren sehr beschäftigen. Wer sich etwas näher mit dem ZDK beschäftigen würde, käme zu dem Schluss, dass der Verband Trends und Entwicklungen durchaus rechtzeitig erkennt und Lösungen entwickelt, die allen Betrieben neue Chancen eröffnet. Manchmal müssen dazu aber auch dickere Bretter gebohrt werden.
Lieber Herr Asche,
ich freue mich, dass Sie sich hier beteiligen. Dafür vielen Dank.
Ich habe leider noch keine schlüssige Erklärung gefunden, um die Meister-HU so zu bewerten, wie Sie. Es mag ja aus Sicht des ZDK gute politische Gründe dafür geben, rein wirtschaftlich sehe ich nicht, wie das Gewerbe damit mehr Geld verdienen soll?! Aus meiner Sicht sprechen eher gute Gründe dagegen. Bereits heute werden viele Potenziale nicht oder nur unzureichend ausgeschöpft, denken Sie nur an die Themen Unfallschadenmanagement oder (nach bisheriger GVO) der freie Zukauf von Originalersatzteilen. Hier liegt Geld auf der Straße, das nicht aufgehoben wird, inzwischen schöpfen andere Marktteilnehmer dieses Geld ab.
Ich habe kein grundsätzliches Problem damit, die Meister-HU einzuführen. Auch halte ich die Mitarbeiter in den Servicebetrieben allemal für qualifiziert genug, diese Tätigkeit durchzuführen. Dennoch mag ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Kontrolleur auch derjenige ist, der die Reparatur ausführt. Das muss zu Interessenkonflikten führen, die letztendlich dem Image schaden. Dazu hatte ich mich ja schon im letzten Jahr geäußert.
Viele Grüße und bis bald mal wieder,
Derek Finke
Bei dem einzigen Argument, dass es zu Interessenkonflikten kommen könnte, wird in meinen Augen vernachlässigt, dass Autos nicht nur zum Tüv in die Werkstatt gehen. Wenn man einen Kunden über den Tisch ziehen will, kann man das auch anders machen. Dazu braucht man keine HU. Natürlich entstehen Vorteile für den Kunden. Die HU wird günstiger. Heute bezahlt man 90 Euro für Tüv und Au. Der ganze Vorgang dauert eine viertel Stunde. solch einen Stundenlohn würde sich jede Werkstatt wünschen. Wenn der Meister die HU macht, kann er das jeden Tag machen, was gerade für kleine Werkstätten ein Vorteil ist. Er kann Teile zur Schadensermittlung demontieren. Er kann die Hu schon in die Reparatur mit einbinden. Zudem haben Leute, die täglich mit ihren Kundenfahrzeugen zu tun haben einen viel besseren Überblick über selbige.
Als Kunde muß man seiner Werkstatt sowieso vertrauen können. Wer das nicht kann, sollte sich eine andere suchen. Zum Thema Gefäligskeittüv kann nur gesagt sein, dass es das momentan genauso gibt, wie es das weiterhin geben wird. Schauen sie doch einfach in den Fahrzeugschein, wieviele Stempel geschickt platziert sind, dass die Prüfernummer nicht zu erkennen ist. Der sogenannte unabhängige Prüfer ist letztendlich doch von der Werkstatt abhängig.
Man sollte sich schon vor Augen führen, dass ein Akademiker, der an Schweller klopft um zu schauen ob die rostig sind, nicht doch eventuell überquallifiziert ist.
Aber keine Sorge, in Deutschland werden Fachkräfte gesucht.
Hallo Reiner,
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Natürlich kann ich als Kunde mit meinem Auto auch in anderen Situationen geneppt werden. Dennoch meine ich, man muss sich als Werkstatt nicht noch zusätzlich in eine solch unbequeme Situation begeben. Wenn das Schule macht, prüfen demnächst auch die AKW-Betreiber selbst den Zustand ihrer Anlagen.
Wenn Sie meinen, Werkstätten könnten die (angeblichen) Zusatzeinnahmen gebrauchen, schlage ich vor, erst einmal die bereits bestehenden Möglichkeiten z. B. in Sachen Kundenbeziehungen, Zubehörverkauf, Schadenmanagement usw. auszuschöpfen. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, solche Basics in der Breite links liegen zu lassen und nun die nächste Sau durch’s Dorf zu treiben. Dass das alles legitim ist, daran habe ich keine Zweifel. Dennoch halte ich es für völlig unangebracht.
Viele grüße,
Derek
Es gibt im LKW – Bereich die Sonderuntersuchung, die jährlich zur halben TÜV – Laufzeit fällig ist. Das darf ein Meister/eine Werkstatt machen. Der Untersuchungsumfang entspricht dem gleichen, den der Prüfingenieur bei einer HU machen muss. Was spricht also dagegen, dass Werkstätten die HU machen? Ausser finanzielle Gründe zugunsten des TÜV´s nichts. Die fachliche Qualifikation wäre in diesem Fall bereits jetzt schon durch das Unternehmen/Meister vorhanden! Und Werstätten, die es nicht machen wollen, brauchen es auch nicht machen und können weiterhin mit dem PI zusammenarbeiten.
Hallo Musselmann,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich denke, ich habe meine Ansicht, warum ich nichts davon halte, da oben deutlich gemacht. Auch habe ich bereits dargelegt, dass es mir bei meiner Kritik an diesem Thema nicht um eine etwaige mangelnde Eignung der Betriebe geht.
Am Ende wird es der Markt schon richten.
Beste Grüße,
Derek
Leider zeigt die Praxis, dass der Werkstattmeister schon jetzt kaum Zeit hat sich um das Fahrzeug des Kunden zu kümmern, wenn dieser bereits bei Abgabe über mögliche Reparaturen und dessen Kosten informiert werden möchte. Stichwort Dialogannahme.
Und das liegt daran, dass er im Gegensatz zu früher mehr Arbeit am Kunden bzw. dessen Fahrzeug hat. Beginnt mit möchten Sie einen Kaffee und endet mit der Verteilung der Aufträge in der Werkstatt neben Rechnungen schreiben, Ersatzfahrzeug etc.
Früher war der Kunde einfach nur Kunde- Heute ist er König. Nur welche Unternehmung hat neben Serviceerhöhung auch die Anzahl der betreuenden Meister erhöht? Keine!
Ganz im Gegenteil. Es wird auf biegen und brechen gespart.
Das Resultat einer Meister HU wäre eindeutig. Es macht der Mitarbeiter der gerade Zeit hat. Und im schlimmsten Fall der Auszubildende!
Wer das hier abstreiten möchte sollte seine rosarote Brille mal abnehmen. Das wir es in der Welt zu etwas gebracht haben, liegt auch ein Stückweit an unseren hohen Qualitätsansprüchen. Soll der Werteverfall weitergehen oder fangen wir vielleicht mal wieder an etwas tiefgründiger nachzudenken bevor wir laut schreien.
Warum drücken uns denn unsere Hersteller Werkstatttest auf? Weil wir zu permanenten Kosteneinsparungen gezwungen werden die mit der geforderten Qualität nicht mehr in Einklang zu bringen ist.
Hallo und Guten Abend Graf Eisenberg,
vielen Dank für Ihren Kommentar hier.
Ich finde es interessant, dass Sie hier noch einmal eine ganz andere Sichtweise an den Tag legen. Ich stehe selbst nicht mehr täglich im Autohaus, kann Ihre Darstellung aber durchaus nachempfinden.
Beste Grüße,
Derek Finke