Die Förderung für Elektroautos ist mal wieder in der Diskussion. Vor einigen Tagen beglückte uns der gern als „Automobilexperte“ zitierte Prof. Dudenhöffer aus Duisburg mit dem Vorschlag, die Förderung für Elektroautos über eine Art Solidaritätszuschlag zu finanzieren. Die Fahrer von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren sollen danach auf drei Jahre befristet einen Eurocent pro Liter Kraftstoff als Zusatzabgabe entrichten. Mit den erhofften Einnahmen in Höhe von 1,95 Mrd. Euro sollen 200.000 Privatkunden jeweils mit 4.000 Euro beim Kauf eines E-Autos entlastet werden.

Dirigismus ist eine Krankheit unserer satten Gesellschaft

Es ist nicht so, das ich generell gegen die Förderung von Elektroautos wäre. Mir fehlt aber jegliches Verständnis für die grassierenden Ideen staatlicher Eingriffe in das Privatleben. Oder anders gesagt: Wir leben in einer Marktwirtschaft, nicht in einer Planwirtschaft. Ich könnte behaupten, diese Idee aus Duisburg der Verbeamtung des Urhebers zuzuordnen, der es eben nicht besser kann. Ich neige aber vielmehr zu dem Schluss, dass es sich hierbei lediglich um einen weiteren Versuch handelt, mediale Aufmerksamkeit zu erregen und den Ruf als vermeintlicher Experte zu untermauern. Wären viele Medien heute noch in der Lage, selbst zu recherchieren, wäre diese Koryphäe automobilwirtschaftlichen Gedankenguts längst entzaubert worden.

Förderung für Elektroautos: Kosten gehören Verursachern zugeordnet

Für mich steht jedenfalls fest: Sozialistische Ideen und Experimente werden nicht helfen, Elektroautos marktfähig zu machen und zu verbreiten. Dass die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen haben möchte, mag man fortschrittlich nennen (wenngleich ich davon überzeugt bin, dass diese Entscheidung nur durch massive Lobbyarbeit der Automobilindustrie zustande gekommen ist).

Künftiger Profiteur wird ebendiese Automobilbranche sein, ganz besonders die OEMs. Mir mag nicht einleuchten, warum Unternehmen, die Multimilliarden an Gewinnen erzielen, auch noch steuerlich gefördert werden sollen? Können die ihre Budgets nicht nur für Forschung und Entwicklung, sondern auch für Vertriebsförderung in diese Richtung lenken? Ist es nicht normal, dass neue, innovative Produkte anfangs mit Verlustkurven starten, weil die Käufer noch unsicher sind? Dass diese Produkte manchmal erst aber der zweiten Generation Gewinne abwerfen? Jedes „normale“ Unternehmen ohne riesige Lobbytruppe in Berlin muss sich selbst durch den Markt beißen, muss erst die Tiefen erkunden und kann dann, hoffentlich, auch die Höhenluft schnuppern. Warum sollte das für Autohersteller bei der Förderung von Elektromobilität nicht gelten?

[bctt tweet=“#Emobility: Die große Koalition der #Abkassierer“ #AutoMarketing #Autohaus]

Wenn also eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 auf die Straße sollen, dann sollte vor allem und zuallererst die Autoindustrie Geld in den großen Topf tun und nicht der Steuerzahler.

Vermischung wirtschaftlicher und politischer Interessen

Aber ich glaube, es wird anders kommen. Sei es ein „Sprit-Soli“, wie die aktuelle Ausgabe der Autobild titelt, oder irgendeine andere Subvention. Am Ende werden auch jene, die gar nicht Auto fahren, die Zeche zu zahlen haben. Die Politik hat sich vereinnahmen, kaufen oder auch erpressen lassen – irgendwie trifft alles zu. Sicher, es geht nicht um persönliche Bereicherung, aber die Parteien wollen den Glanz der Moderne mitnehmen und werden bereit sein, dafür alles zu tun. So vermischen sich die Interessen aus Politik und Wirtschaft zugunsten der Konzerne, zulasten der Bürger dieses Landes. Siehe GEZ – da läuft es ja auch nicht anders.

Scheinheilige Interessenverbände mischen mit

Umwelt- und Verbraucherverbände werden auf den Zug aufspringen, als Trittbrettfahrer oder als Treiber. Denn auch sie wollen vom Verteilungskuchen profitieren, nicht finanziell, aber politisch. Frei nach dem Motto: Das haben wir doch schon immer gefordert, jetzt haben wir unsere Ziele erreicht.

Noch einmal zurück zur Förderung für Elektroautos: Wenn die Industrie ihre Töpfe öffnet, ist das in Ordnung. Aber staatliche Eingriffe gibt es sowieso schon genug. Also Herr Professor, liebe Autoindustrie, Lobbyisten und Politik: Finger weg von unseren Taschen.

Derek Finke

Weiterführende Artikel
Zeit.de >> Aktionismus bei der Förderung der E-Mobilität
Autobild.de >> Niedersachsens Wirtschaftsminister Lies fordert 5.000 EUR Stütze beim Kauf von E-Autos
Autohaus.de >> Kfz-Gewerbe gegen Kaufprämie

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