Betrachtet man das Suchverhalten beim Autokauf, lässt sich eine gewisse Form von Statik feststellen. Das ist erstaunlich, ist das Netz doch in nahezu allen Aspekten ein äußerst dynamisches Medium. Ohne Frage haben sich rund um die Fahrzeugsuche viele Dinge verändert: die Funktionsvielfalt der Börsen, das Antwortzeit-Verhalten, die grafische Aufbereitung usw. Doch wenngleich sich das Suchverhalten beim Autokauf verändert hat, findet der Autosuchprozess noch immer irgendwie so statt, wie damals, als die Fahrzeugportale sich etabliert haben. Wird das auf immer so bleiben?

Suchverhalten beim Autokauf – wie bewegen sich Verbraucher im Netz?

Schaut man sich den Suchmaschinenmarkt für Fahrzeuge etwas genauer an, ist festzustellen, dass die führenden Börsen heute erkleckliche Summen in die Werbung für ihre Angebote stecken. Dazu gehört auch teure Fernsehwerbung. Das zeigt, dass der Wettbewerbs- und/oder Veränderungsdruck zugenommen haben muss und die Zahl der Börsenbenutzer rückläufig zu sein scheint. Auch Berichte über den beabsichtigten Verkauf der Scout-Gruppe lassen zumindest vermuten, dass der Eigner Deutsche Telekom den Spass an der Sache verloren hat.

Suchverhalten beim Autokauf – Fahrzeugbörsen unter Druck

Der Druck auf die Portale kommt dabei aus verschiedenen Ecken. Zum einen nutzen heute immer mehr Autohändler eine andere Webtechnologie, die es ihnen ermöglicht, jedes Fahrzeug in ihrem Bestand als eigenständige Webseite innerhalb ihrer Händlerwebseite darzustellen. Diese Webseite ist vollständig durch Suchmaschinen erfass- und auffindbar. Sucht also ein Interessent direkt in Google nach einem bestimmten Fahrzeug, lässt es sich so ganz einfach auffinden – ohne den Umweg Fahrzeug-Börse. Die Händler stärken damit ihre eigene Webpräsenz und machen mit hochwertigem und sich immer wieder erneuernden Content ihre Händlerwebseite interessanter.

Suchverhalten beim Autokauf auch von Google mitbestimmt

Auch Google hat zwischenzeitlich mit diversen Updates seines Suchalgorithmus dafür gesorgt, dass sich das Suchverhalten beim Autokauf verändert. So werden regionale Anbieter gegenüber überregionalen Anbietern bevorzugt aufgefunden. Denn viele Leute suchen heute lokaler als früher. Es mag zwar immer noch Interessenten geben, die wegen 150 € Preisunterschied bei einem Durchschnittsauto 200 km Fahrtweg auf sich nehmen, aber das ist bestimmt nicht die Mehrheit. Je jünger das gesuchte Auto sein soll, desto vergleichbarer ist heutzutage das Angebot im Markt, vor allem bei den Markenhändlern. Da lohnt es sich meist nicht, einen größeren Aufwand zu betreiben.

Das Suchverhalten beim Autokauf via Suchmaschine hat sich weiterentwickelt. „Longtail“ ist hier das Stichwort. Gemeint sind Keywords, die aus Kombinationen von Suchbegriffen bestehen. Gesucht wird also nicht nur nach „Opel Astra Diesel“, sondern nach „Gebrauchter Opel Astra CDI mit 66 kW in Hinterkleckersdorf“. Google arbeitet hier inzwischen an Technologien, die den Sinn einer Suchanfrage weitgehend entschlüsseln und somit zielgenauere Suchergebnisse liefern. Genannt wird das auch semantische Suche.

Nicht zuletzt Google selbst könnte mit seinem Angebot Google Cars für weiteren Wirbel im Markt sorgen. Zwar ist das, was da derzeit in den USA pilotiert wird, keine Gebrauchtwagenbörse. Aber ist die Vorstellung so unrealistisch, dass Google eine Suchmaske aufsetzt, um die weiter oben angesprochenen Seiten der Händler in einer Suchmaschine unterzubringen und darzustellen? Technisch ist das umsetzbar, die Herausforderung liegt vielmehr in der für Händler wichtigen Servicebereitschaft – sei es, weil Dinge nicht funktionieren, sei es um Händler zu gewinnen, zu betreuen oder zu beraten. (Google hat diesen Bereich wieder aufgegeben)

Eine weitere Möglichkeit wären immer mehr spezialisierte Suchmaschinen/Börsen, z. B. für Cabrios usw. Auch wenn dort der Fahrzeugbestand geringer ausfallen würde, könnte die Trefferquote höher sein. Wie auch immer es kommen mag – so wie in den letzten Jahren wird das Geschäft der Börsen sicher nicht mehr laufen. Auch hier bleibt es also spannend.

Derek Finke

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