Alle Nase lang wird ob des Nachlassverhaltens im Markt vom Verramschen der Neuwagen gesprochen. Zuerst habe ich das nicht weiter hinterfragt sondern mehr oder weniger überhört. Zuletzt war es ZDK-Präsident Robert Rademacher bei seiner Rede anlässlich der Verleihung des Internet Sales Award 2013, der diese Begriffsschöpfung verwendete (siehe Video).

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Im Duden ist verramschen als „schwaches Verb“ umgangssprachlichen Gebrauchs definiert, dessen Bedeutung mit „sehr billig, unter seinem Wert verkaufen“ angegeben wird. Nun sind selbst Neuwagen mit hohen Nachlässen nicht „sehr billig“. Vielmehr dreht es sich wohl um die Redensart „unter seinem Wert verkaufen“, an der sich die Diskussionen entzünden.

Was ist aber der „Wert“?
Ich glaube, dass es aus ökonomischer Sicht nur eine Methodik geben kann, nach der der Wert eines Neuwagens bemessen wird. Die wirtschaftliche Kategorie, wonach „der Wert eines Gutes die Grundlage dafür bildet, dass völlig verschiedene Lieferungen und Dienstleistungen in einem bestimmten quantitativen Verhältnis gegeneinander verrechnet werden können. Im wirtschaftlichen Verkehr wird er in Geld ausgedrückt, dem Preis…Der Begriff Preis…ist objektiv und konkret und manifestiert sich erst beim tatsächlichen Verkauf.“ (Quelle Wikipedia). Auf Normaldeutsch heißt das, Angebot und Nachfrage regeln letztendlich den Preis. Der „Wert“ eines Neuwagens steht also für den Preis, den der Markt bereit ist, dafür zu bezahlen.

Und wird nun verramscht?
Für mein Verständnis geht es aus Sicht der Händler weniger um den Wert des Fahrzeuges, sondern um eine Wertung des Prozederes im Markt. Wir reden hier also weniger über objektive, als vielmehr über subjektive Faktoren. Wikipedia beschreibt das so: „Unter Wertung…versteht man Überlegungen und Feststellungen, wieweit…eine Eigenschaft von Objekten…mit damit verknüpfbaren Wertvorstellungen übereinstimmt.“  Und genau das beschreibt das Wehklagen der Händler. Die Wertvorstellungen der Händler für die von Ihnen angebotenen Produkte sind eben andere als die der Nachfrageseite. Das ist im Grunde weder verwunderlich, noch schädlich. Zumindest nicht solange, wie die Anbieterseite den Bezug zur Realität nicht verliert.

Insofern trifft der Begriff „verramschen“ weniger die Realität im Markt, sondern sagt vielmehr etwas über die Gefühlslage im Handel aus. Autos werden nicht verramscht, sondern zu einem marktgerechten Preis verkauft. Dass dabei nicht die Traumrenditen für den Handel erwirtschaftet werden, sollte man nicht den Kunden anlasten. Die sind für die Kostensituation der Händler schließlich nicht verantwortlich, es muss sie nicht einmal interessieren. Auch sollte nicht versucht werden, das Ganze mit moralischem Pathos zu belegen. Kunden wollen nur ein Auto kaufen, keine gesell- oder wirtschaftlichen Probleme lösen.
Der Handel ist vielmehr aufgerufen, seine Herausforderungen unter Anerkennung der Marktrealitäten zu stemmen.

Derek bei Google+