Gestern fand in Würzburg die Verleihung der kfz-betrieb Vertriebsawards 2013 statt. Daran schlossen sich die zweitägigen Autovertriebstage 2013 an, eine Veranstaltung, die dem geneigten Fachpublikum die Erfolgsstrategien von Teilnehmern des Vertriebsawards näher bringen sollte. Eine tolle Idee, sowohl das eine als auch das andere.
Allein der Umstand, dass der Vertriebsaward schon seit mehr als 10 Jahren existiert, belegt, dass er sich zu einer festen Größe in der Branche entwickelt hat. In diesem Jahr haben sich gut 300 Händler beworben. Bei ca. 8.000 Vertragshändlern in Deutschland ist das eine verschwindend kleine Minderheit. Gut für diejenigen, die diese Möglichkeit zu nutzen wissen, aber leider auch ein Abbild dessen, wie der Markt bzw. dessen Vertreter sich in der Breite präsentieren.
Die Autovertriebstage finden in diesem Jahr erstmals statt. Diese Veranstaltung wurde auf Nachfrage von Händlern konzipiert, die im kfz-betrieb zwar immer aufmerksam verfolgt haben, wer da warum ausgezeichnet wird. Aber es wurde ihnen nicht klar genug, wie die Strategien dieser Händler aussehen und was letzten Endes für deren Erfolg getan werden musste. Und das wird hier eben erläutert.
Schaut man sich das Teilnehmerfeld an, trifft man dieselben Gesichter, wie auf diversen anderen Branchenforen. Das ist nicht etwa negativ zu verstehen, ganz im Gegenteil. Beim Blick hinter die Kulissen erfährt man dann, dass gerade die immer wieder teilnehmenden Händler bereits gut unterwegs sind. Oder, um es überspitzt zu sagen: Das sind jene Händler, die dorthin eigentlich gar nicht mehr gehen müssten.
Darüber hinaus sind dort Leute wie ich unterwegs, die gern Kontakte pflegen, neue Menschen sowie neue Ideen kennen lernen und sich gern von Innovationen inspirieren lassen. Ich habe noch keine Veranstaltung erlebt, und sei sie insgesamt auch noch so enttäuschend gewesen, von der ich nicht irgendetwas Sinnvolles mitgenommen habe.
Und wo sind und bleiben nun die Händler, die es nötig hätten?
Fragt man Händler danach, heißt es oft, das wäre zu weit, zu teuer, zu uninteressant, da würden die falschen Themen besprochen, man investiert schließlich schon in die Aus- und Weiterbildung gemäß Händler- oder Servicevertrag, was soll man eigentlich noch alles machen, man würde deswegen kein Auto mehr verkaufen, man kann das alles schon usw., usw. Nicht zu vergessen das Totschlagargument schlechthin: Für so etwas habe man keine Zeit.
Keine Zeit für neues Wissen? Kein Geld für Weiterbildung? Kein Interesse am persönlichen und markenübergreifenden Austausch mit Kollegen? In meinen Ohren klingt das nach klassischen Ausreden für eigenes Fehlverhalten. Sicher gibt es hier und da Terminkollisionen. Ohne Zweifel gibt es auch Zeiten knapper Kassen, in denen der Gürtel enger getragen wird. Und natürlich ist der Weg von Hamburg oder wo auch immer her nach Würzburg nicht in einer Stunde zu bewältigen.
Das alles wäre ja akzeptabel, wenn man nicht auf nahezu jeder Veranstaltung dieser Art das gleiche Bild vorfinden würde. Diejenigen Händler aber, die immer wieder dabei sind zeigen, dass es auch anders geht. Nach meiner Ansicht ist es bei den Fernbleibenden vielmehr eine Mischung aus Desinteresse, Resignation, Überforderung, mangelndem Organisationsvermögen und fehlender Teilung von Verantwortlichkeiten im Betrieb, der sie davon abhält, an solchen interessanten und wichtigen Veranstaltungen teilzunehmen. Kurios oder besser ärgerlich ist eigentlich nur, dass auch solche Händler schnell dabei sind, wenn der Hersteller ruft, und sei es zu einem noch so fragwürdigen Termin hinter den sieben Bergen.
Hier wäre Selbstreflexion mal gar nicht so schlecht. Ich fange mal bei mir an: Bin ich jemandem zu doll auf die Füße getreten?
BTW: Dem Gewinner des Vertriebsawards 2013, der LUEG-Gruppe aus Essen, gratuliere ich herzlich. Und ich danke für die tollen Ideen, die das Team um Ralf Schütte da entwickelt und umgesetzt haben. Aber auch all die anderen Finalisten haben einen tollen Job gemacht. Nur weiter so!
Guten Morgen Derek.
„Und wo sind und bleiben nun die Händler, die es nötig hätten?“
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Händler solche Veranstaltungen als Zeitverschwendung betrachten. Die möglichen Gründen hast Du ja genannt.
Doch wie kann ich diese Möglichkeit zur Seite fegen, wenn ich nicht einmal an einer solchen Veranstaltung teilgenommen habe, um den Nutzwert persönlich zu beurteilen?
Das Geschäft wird immer härter, deswegen sollte doch eigentlich jede Möglichkeit wahrgenommen werden, die einem weiterbringen könnte. Dazu gehören eben auch solche Veranstaltungen. Einige Vorteile stehen schon im Beitrag.
Gruß Victor
Hallo Victor,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Du merkst vielleicht, wie mir bei diesem Thema die Galle überläuft. Es wird in der Breite des Handels gejammert, was das Zeug hält. Aber wenn es darum geht, sich über Differenzierungsideen schlau zu machen, dann kommt keiner (keiner meint hier natürlich zu wenige) ;-).
Ich weiß nicht, was getan werden kann, um daran etwas zu ändern, denn letzten Endes liegt es immer am Entscheider in den Unternehmen.
Beste Grüße,
Derek
Jammern ist erlaubt. Nur nicht vergessen, dass man im gleichen Boot sitzt und mitverantwortlich ist. Ob man möchte oder nicht.
Vielleicht muss gar nichts getan werden. Im Gegenteil, die Konkurrenz freut sich möglicherweise über die Nachlässigkeit derjenigen, die nicht jede sich bietende Möglichkeit ausschöpfen.
Fakt ist für mich, dass die Teilnahme mich positiv beeinflusst, was natürlich auch Auswirkungen auf meine unternehmerischen Tätikeiten haben.
Victor,
dass sich jene, diese diese Situation zu nutzen wissen, es lieber dabei belassen würden, wie es ist, steht außer Frage.
Ich erlaube mir aber mal, das anders zu sehen: Wenn 20% der deutschen Händler in dieser Hinsicht aktiv(er) sein würden, wäre immer noch genug Geschäft für alle übrig, das Image der Branche würde aber enorm nach vorne gebracht, weil die Breitenwirkung eine ganz andere wäre. Dennoch bin ich mir bewusst, dass das Wunschdenken ist, aber es ist doch zu schön. 😉
Viele Grüße,
Derek