googlecarsbetaMomentan erreichen mich Informationen zu Google Cars leider tröpfchenweise. Das kann man bedauern oder auch nicht – Fakt ist, dass ich es in den gleichen Dosen weitergebe und damit in kurzen Abständen immer wieder zum selben Thema schreibe. Ich könnte auch sagen: Das ist der Preis der Aktualität – aber zum Thema.

Für die Teilnahme an Google Cars zahlen Händler weder eine Eintrittsgebühr noch eine monatliche Pauschale o. ä. Statt dessen läuft auch dieses Google-Portal nach dem Auktionsprinzip. Das Mindestgebot pro Lead liegt bei $10, jeder Händler legt darüber hinaus sein Maximalgebot fest. Damit erhalten die Händler eine hohe Flexibilität, denn diese Systematik kann für jedes eingestellte Fahrzeug individuell definiert werden. Bei Fahrzeugen mit hohem „Leidensdruck“ kann somit eine höhere Sensibilität eingestellt werden, sprich: Es können für mehr Geld auch mehr Leads produziert werden.

Apropos Leads, hier gibt es zwei faustdicke Überraschungen:

  1. Unter Heranziehung des Schutzes der Privatsphäre liefert Google als Lead nur sogenannte Proxy-Daten. Und das in Amerika! Der Händler erfährt dabei seitens des Interessenten nur den Vornamen, sowie eine unechte Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Diese werden dann von Google auf die echten Interessentendaten weitergeleitet. Der Interessent bleibt für den Händler also weitestgehend anonym.
  2. Je Kontaktart bleiben dem Händler nur sechs Chancen, den Interessenten zu erreichen. Danach erlischen die Weiterleitungen auf die Echtdaten und der Lead geht verloren. Wenn der Interessent also nicht erreichbar ist, sich nicht zurückmeldet oder anderweitig seine Anonymität preisgibt, schaut der Händler in die Röhre.

Selbst wenn man unterstellt, dass manche Kunden auf der Webseite eines Händlers noch viel weniger Daten hinterlassen, bleibt festzuhalten, dass es in Zeiten, in denen der Preis beim Autokauf die entscheidende Rolle spielt, sehr schwer fallen wird, auf diese Art Interessenten in Kunden zu konvertieren und so etwas wie Kundenbindung  aufzubauen.

Google und die Macht
Es ist schon bemerkenswert, dass sich Google bei diesem Projekt so sehr auf den Datenschutz einschießt. Das mag u. a. daran liegen, dass sich Behörden gern auf dieses Thema stürzen und Google in den USA auch immer mal wieder von der Wettbewerbsbehörde FTC „beobachtet“ wird. Angesichts des riesigen Marktanteils von Google auch in Europa dürfte das hier nicht anders sein.

Spannend wird auch sein, mit welcher Geschwindigkeit Google den Markt erobern kann. Denn es geht nicht nur um Google selbst, sondern auch darum, dass Händler Google erlauben, in deren DMS einzugreifen und dort Daten abzuziehen. Da geht nicht jeder mit.

Gerade im Bereich Neuwagenvermittlung wird es beim Modell Google Cars darauf ankommen, dass in einer Region Markenabdeckung besteht. Wenn man bedenkt, dass in einer mittelgroßen Stadt für irgendeine Marke nur ein Händler tätig ist und der nicht bei Google mitmacht, gibt es dort ein Angebotsloch. Das könnte Google herzlich egal sein, ist es aber nicht. Denn um das Angebot für die suchenden Kunden attraktiv zu halten, braucht es Angebote aus der Region.

Und eines noch zum Abschluss: Ich wiederhole mich hier vielleicht, aber seitens der in den USA teilnehmenden Händler wird immer wieder betont, wie wichtig ihnen der persönliche Kontakt und die Servicequalität seitens Google wäre. Und „wäre“ meint hier, dass es davon noch deutlich zu wenig gibt. B2B ist eben doch etwas anderes als B2C. Wenn Google an dieser Stelle nicht aktiv nachlegt, könnte das zum Knackpunkt des Ganzen werden.

Warten wir’s ab, es ist und bleibt spannend 😉

Derek bei Google+