Am 13. März hatte ich anlässlich des 1. Deutschen Remarketing Kongresses in Würzburg die Gelegenheit, zu den Chancen des Online-Marketings zu referieren. Als Titel meines halbstündigen Vortrags habe ich „Abschied vom Business As Usual“ gewählt. Ich hätte auch sagen können: „Es ist vorbei.“ Aber mit „brutalstmöglichen“ Ansagen dieser Art reduziert man vermutlich die Aufmerksamkeit der Zuhörer, statt sie zu steigern.

Im Grunde ging es mir darum, die Teilnehmer dafür zu sensibilisieren, dass die klassische bzw. traditionelle Art und Weise des Kaufs bzw. Verkaufs von Autos (je nach Perspektive des Betrachters) vorbei ist und insbesondere durch den Einfluss des Internets die Spielregeln im Markt irreversibel neu bestimmt werden. Werfen Sie doch einmal einen Blick auf meine Charts (siehe Link ganz unten).

Da ich bei derartigen Veranstaltungen eher ein Freund des gesprochenen Wortes statt von Textwüsten bin, sind diese Charts sicher erklärungsbedürftig. Besonders interessant sind die Darstellungen des Verlaufs des heutigen Kaufprozesses. Sie stammen im Original von Google und beschreiben recht anschaulich, wie Kunden heute im Netz unterwegs sind, wenn es um den Kauf eines Autos geht. Das ist ja im Grundsatz keine Überraschung mehr, sondern für nahezu jeden Autohändler schon Tagesgeschäft.

Doch wo bleiben die Reaktionen?
Wo sind die aktiv gemanagten Webseiten, die aktuellen, emotional ansprechenden und individuellen Inhalte, die zielgerichteten Online-Werbekampagnen, die zeitnahen Leadmanagement-Aktivitäten? Wo sind die Händler mit Unternehmens- und Marketingstrategie? Welche Händler benutzen CRM?
Ich könnte noch weitere Fragen aufwerfen, aber vorerst reichen schon diese hier aus. Sicher gibt es Händler, die den einen oder anderen, vielleicht sogar zwei Punkte erfüllen. Aber das sind die Ausnahmen. Dabei sollte es doch die Regel sein.

Hoffnung macht, dass es schon Hersteller gibt, die ihre Handelspartner mit viel Geld, einer Strategie und aktivem Engagement dabei unterstützen, diesen Weg zu gehen. Soweit ich das beurteilen kann, ist Audi dabei der Vorreiter. Mit dem Internet Paket Handel, kurz IPH, werden eben nicht nur CI-gerechte Webseiten zur Verfügung gestellt, sondern auch weitere Maßnahmen ergriffen, um den Audi Partnern ihr jeweiliges Engagement im Netz zu erleichtern. Darüber hinaus investiert Audi sehr viel Geld in Online-Werbekampagnen und Social Marketing mit dem Ziel, Interessenten auf die Webseite bzw. in die Autohäuser der Audi Partner zu leiten.

Wenn nun der ZDK und die ihm angeschlossenen Verbände soweit sind, sich ebenfalls dazu zu bekennen, dass es im Netz mehr Sichtbarkeit der Händler und Produkte braucht, dann ist das grundsätzlich zu begrüßen. Abzuwarten bleibt, wie sich die Umsetzung gestaltet oder vielleicht erst einmal, wann es mit der praktischen Umsetzung überhaupt losgeht. Einerseits ist es ja nie zu spät, zu beginnen. Und doch ist ist jeder versäumte Tag ohne Engagement ein verlorener Tag. Das Internet ist ein schnelles Medium, das heisst, was heute noch modern ist, kann in wenigen Wochen schon wieder von gestern sein. Diese Dynamik ist nicht unbedingt kompatibel mit der strukturell bedingten Entscheidungsgeschwindigkeit von Verbänden, zumal es sich hier ja noch um einen Verband der Verbände handelt und auch noch die verschiedenen Hersteller mit ins Boot geholt werden sollen.

Ich wünsche den Beteiligten viel Erfolg, meine aber, dass jeder Händler selbst in der Verantwortung steht, für seine optimale Präsenz im Netz zu sorgen.

Präsentation: Abschied vom Business As Usual von Derek Finke