Ein Neuwagenportal der Branche habe ich letztens erst „bemeckert“. Doch nun muss Selbstkritik sein, holt sie einen doch manchmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Das geht auch mir so, zum Glück.
Warum Selbstkritik – Was ist passiert?
Inspiriert durch eine Meldung in der Fachpresse habe ich mich unter dem Titel „ZDK-Neuwagenportal: Was habe ich da verpasst?“ darüber ausgelassen, was ich an dieser Idee gut oder auch nicht gut finde. Zwischenzeitlich hat mich Robert Rademacher zurechtgestutzt – nein, das war ein Scherz. Aber in seiner ihm eigenen, freundlichen und sachlichen Art hat er mir erklärt, welchem Bären ich da aufgesessen bin. Und so bin ich jetzt schlauer, denn offenbar habe ich nicht aufmerksam genug gelesen, das Ganze falsch verstanden oder es ist eine Mischung aus beiden Faktoren. Da ich in o. a. Blogpost um Aufklärung gebeten habe, brauche ich mich natürlich nicht wundern, wenn diese auch prompt kommt ;-).
Brancheneigenes Neuwagenportal – der ZDK hat mich aufgeklärt
Der ZDK hat mir also zwischenzeitlich verständlich gemacht, worum es bei der von ZDK-Präsident Robert Rademacher auf der Bundestagung des Kfz-Gewerbes angesprochenen Idee, ein eigenes Neuwagenportal zu schaffen, tatsächlich geht. So ist an der von mir geäußerten Vermutung, der ZDK würde in Abstimmung bzw. Zusammenarbeit mit den Herstellern und Importeuren eine Neuwagenportal schaffen wollen, überhaupt nichts dran. Vielmehr plädiert der ZDK dafür, dass die Hersteller in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Handelsorganisation die Voraussetzungen dafür schaffen, den heutigen Neuwagenportalen etwas Schlagkräftiges entgegenzusetzen. Hierbei könne der ZDK unterstützend wirken. Wie, das wird derzeit intern diskutiert. Ein Neuwagenportal, in dem sich alle Marken gleichzeitig wiederfinden ist demnach genauso wenig angedacht, wie ein Einstieg des ZDK selbst in diesem Bereich.
So muss ich den sonst gern von mir benutzten Spruch „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“ wohl dieses Mal in mein eigenes Stammbuch schreiben. Ich gelobe Besserung.
Zu danken habe ich dem ZDK und seinem Präsidenten für die konstruktive Kritik.
Hä? hab ich was verpasst? ok das es kein gemeinsames Portal der Hersteller geben kann ist klar, aber wer glaubt denn an eine Herstellerlösung? Ich jedenfalls nicht. Solange es dem Handel möglich ist billige Reimporte zu holen ist das die Lukrativere Aternative. Getreu nach dem Motto Geiz ist Geil, der Verbraucher will es Billiger, muss es andere Mittel geben Neuwagen an den Mann/ die Frau zu bringen. oder es machen die Startups alleine. Liebe Händler lasst euch das Geschäft nicht aus der Hand nehmen, tut entlich was dagegen, odr macht mit!!
Guten Abend Thomas,
ich denke nicht, dass Du etwas verpasst hast 😉 Mir ging es hier darum, meine falschen Vermutungen wieder zu gerade zu rücken.
Wie sich der Markt letztendlich entwickelt, wer weiß das wirklich?! Zuverlässige Glaskugeln gibt es ja noch nicht. Man kann lediglich versuchen, so viele Informationen, Trends und Entwicklungen wie möglich aufzunehmen und sich daraus ein oder mehrere Szenarien für die Zukunft zu entwerfen.
In Sachen Neuwagenportale gibt es mehrere Gedankengänge. Ich bin mir sicher, dass sich nicht nur der ZDK oder die Händlerverbände Gedanken dazu machen, sondern auch die Hersteller und Importeure. Die Herausforderung wird darin bestehen, neben dem klassischen Automobilgeschäft auch ein virtuelles aufzubauen, ohne dass sich beide in die Quere kommen. Dafür muss der ein oder andere über viele Jahre gewachsene Zopf abgeschnitten werden. Das allein ist oft schon nicht leicht, hier kommt jetzt aber noch ein gehöriger Zeitdruck sowie die Notwendigkeit einer ständigen Anpassung an neue Trends und Technologien hinzu.
Es ist und bleibt spannend.
Viele Grüße,
Derek
Servus Derek,
ich seh’s so:
Wenn es nicht so schwierig wäre, eine Gebrauchtwagenbewertung aus dem Fenster (oder auf einem Foto) zu machen, dann würden – zumindest einige – Hersteller/Importeure ihr Vertriebsnetz ganz schnell kündigen und den Vertrieb direkt regeln. Per Internet. Ohne Zusammenarbeit mit den Handelspartner – darauf wären die nur übergangsweise angewiesen. Vielleicht noch mit ein paar regionalen Abholcentern.
Die hätte einen Shop ähnlich wie Apple und würden ihre Preise durchsetzen und nur noch gegeneinander im Wettbewerb stehen. Auch gäbe es vermutlich kaum Netto-Preisunterschiede, nix mehr Re-Import.
Aber da es zum Glück anscheinend immer noch nicht möglich ist, ein Auto ähnlich einfach bedienbar und zuverlässig wie ein iPad zu bauen, brauchen die uns noch, den selbständigen Handel ! Vor einigen Jahren hatte Steve Jobs und seine Leute tatsächlich mal überlegt, ein Auto, das iCar, zu entwicklen und zu bauen. Offensichtlich haben sie sich in unserer Branche dann umgeschaut – und sich abgewendet und ein Telefon entwickelt.
Da sich auch nicht jeder Kunde ein neues Auto leisten kann und/oder will, gibts halt auch noch diesen unlogischen und insgesamt fast unberechenbaren Gebrauchtwagenmarkt, der mit keinem Prozess für die Hersteller so richtig zu fassen ist.
Vielleicht gibts ja mal eine „Welt2“ auf dem Mars oder so, die nehmen dann die Gebrauchtwagen zum Festpreis ab, dann isses soweit, dass die Hersteller keine Handelsorganisation mehr brauchen und alles per Internet regeln… für die wenige Wartung reichen dann ein paar wenige Standorte zum Teiletausch.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich sehe das mit dem Gebrauchtwagengeschäft etwas anders als Du. Denn bereits heute kannst Du bei jedem Kfz-Sachverständigen eine Bewertung durchführen lassen. Ein wie auch immer gearteter Inzahlungnehmer kann sich so ein Bild des Fahrzeugs machen und mit bereits bestehender Technologie einen Marktpreis veranschlagen. Daher halte ich den komplexen Prozess gar nicht für die Herausforderung. Viel entscheidender ist aus meiner Sicht, dass die Hersteller sich über den Weg der eigenen Inzahlungnahme enorme Liquiditäts- und Wertberichtigungsrisiken ans Bein binden würden. Wenn man das auf Deutschland oder auch darüber hinaus hochrechnet, ist das kaum beherrschbar.
Ich bin der Überzeugung, dass sich Firmen wie Apple oder auch Google mit dem Thema Auto beschäftigen, ist bei denen noch nicht vom Tisch. Ich habe von großen Beratungsunternehmen gehört, die unsere Autohandelsbranche nicht weiter kennen und mal von außen drauf geschaut haben. Nachdem sie das jetzige Geschäftsmodell verstanden haben, war die erste Frage, warum deutsche Händler ihre Kräfte nicht bündeln und sich eine Eigenmarke gründen. Diese könne man in China oder sonstwo von Auftragsproduzenten herstellen lassen. Sowohl Apple als auch Google besitzen das Markenpotential, die Finanz- als auch die Innovationskraft, so etwas auf die Füße zu stellen. Ob sie aber bereit sind, in einem derart wettbewerbsintensiven Markt auch große Risiken einzugehen?
Liebe Grüße,
Derek Finke