Heute habe ich mir mal die Statistik der Eigenzulassungen unserer Branche etwas länger angesehen. Die rein monatliche Betrachtung finde ich dabei nicht so spannend, da es viel zu viele Faktoren gibt, die diese in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Wenn z. B. ein Hersteller ein neues Modell einführt und nun alle Händler Vorführwagen zulassen, gleichzeitig die Werksflotte aufgestockt wird und auch noch die wichtigen Autovermieter ihre Pakete bekommen, mag das in diesem einen Monat wie wild nach oben ausschlagen. Je nach Marktbedeutung des Herstellers kann das aber im Jahresverlauf auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Bleibt also die Betrachtung des laufenden Jahres. Da relativieren sich dann viele Dinge, je länger das Jahr dauert.
Beim Blick auf eben diese Tabelle kann einem schon schwindlig werden. Das bezieht sich auf die absolute Zahl von Eigenzulassungen. Praktisch ein Drittel der Zulassungen in Deutschland sind nicht durch direkte Kundennachfrage, sondern anders begründbar hervorgerufen. Natürlich ist mir klar, dass es niemals ein Leben ohne Eigenzulassungen geben kann und wird. Allein die vielen Vorführwagen des Handels sowie die für den tatsächlichen Eigenbedarf der Hersteller und Importeure notwendigen Autos sind ja sachlich zu begründen.
Doch die Zahlen sprechen eben auch eine andere Sprache. Wenn sich da eine asiatische Marke mit einer Steigerung der Eigenzulassungsquote um sage und schreibe 146,2% im Vergleich zum Vorjahr hervortut und der Anteil der Eigenzulassungen eben dieser Marke inzwischen bei 41,5% liegt, dann darf man die reale Marktbedeutung schon mal hinterfragen. Wenn dann der Geschäftsführer des Importeurs dieser Marke noch vor kurzem im Interview mit der Fachpresse angibt, dass man auf Kurs sei und keine Veranlassung bestehe, die eigenen Ziele (nach unten) anzupassen – was soll man dazu noch sagen?
Doch auch andere Marken müssen sich fragen lassen, wie sie die mit Sicherheit kommenden schlechteren Zeiten durchstehen wollen, wenn sie schon in Jahren wie diesen mit solchen Zahlen an taktischen Zulassungen hantieren. Kann es sein, dass der Markt einige Marken gar nicht mehr benötigt? Kann es sein, dass weder der hiesige Marktverantwortliche, noch der Hersteller diese Entwicklung anerkennen? Kann es sein, dass es mal wieder keine kreativen Lösungen gibt, sondern eben nur diese Masse an Eigenzulassungen?
Letztendlich fehlt es den meisten Marken in diesen Dingen an Konsequenz. In diesem Sinne ziehe ich meinen Hut vor Daihatsu, die haben irgendwann verstanden und entschieden, dass ein Rückzug eben auch zum Sieg führen kann. In Teilbereichen gelingt so etwas auch dem FIAT-Konzern. Die haben bei Jeep/Dodge einige Modelle ganz rausgenommen, da sie hier nicht laufen. Allerdingshat sich so etwas nicht bis zur Marke Lancia herumgesprochen. Die wird praktisch nicht mehr verkauft, aber mit abenteuerlichen Vertragskonstruktionen am Leben erhalten (wer Jeep handeln will, muss auch Lancia handeln).
Aber wie dem auch sei: Viele Marken haben aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt. Die Bänder laufen und unabhängig von der Marktlage wird Ware in einen nicht vorhandenen Markt geschoben. Vielleicht würde es ja helfen, wenn in den Autokonzernen mal Frauen die Führung übernehmen. Weniger Eitelkeit, aufmerksame Zuhörer und viel mehr Realismus wären jedenfalls sicher.