E-Mail Marketing ist an sich eine tolle Sache, um zielgerichtet mit am Thema Interessierten im Gespräch zu bleiben. Dass man damit quasi nebenbei auch Marketing betreibt, ist ein beabsichtigter Nebeneffekt. Als ich gestern Abend meine E-Mails checkte, fand ich im Postfach u. a. auch den Newsletter eines mir unbekannten „International Private Finance Consultants“ mit Sitz in Deutschland. Überschrieben war das Ganze mit „Gold & Silber auf dem Sprung“. Es war unheimlich interessant, gähn.

E-Mail Marketing ohne Sinn und Verstand

Nun ist es nicht so, dass ich Werbung grundsätzlich negativ gegenüber stehe. Was mich aber extrem stört und absolut nervt, ist, wenn sich irgendwer ohne meine Zustimmung Zugang zu meiner E-Mail-Adresse verschafft, um damit Werbung zu betreiben. Ich war auf 180 und habe diesem Herrn folgende nicht an Deutlichkeit mangelnde E-Mail geschrieben:

Herr XYZ,
ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich in keiner Weise in irgendeiner Beziehung zu Ihnen oder Ihrem Unternehmen stehe. Ich habe Ihnen darüber hinaus zu keinem Zeitpunkt meine persönliche E-Mail-Adresse mitgeteilt, geschweige denn die Einwilligung gegen, mir Werbe-E-Mails zu senden.
Ich empfinde Ihre E-Mail als grobe Belästigung. Gemäß geltendem Datenschutzrecht erwarte ich umgehend Auskunft darüber, wie Sie Zugang zu meiner persönliche E-Mail-Adresse erlangt haben. Gehen Sie davon aus, dass ich den hessischen Landesdatenschutzbeauftragten über Ihr rechtswidriges Handeln informieren werde, wenn Sie meiner Forderung nicht nachkommen werden.
Und eine persönliche Anmerkung habe ich noch: Es muss traurig um Sie, um Ihre Kreativität, vor allem aber um Ihre Beratungskompetenz stehen, wenn Ihnen nichts Besseres einfällt, als mich ohne individuelle Prüfung meines Bedarfs an Finanzdienstleistungen mit solchen Bla-Bla-E-Mails zuzuspammen. Sie machen dem Ruf Ihrer Branche alle Ehre.
Derek Finke

Wenn E-Mail Marketing Salz in die Wunde streut

Offenbar hatte ich den wunden Punkt getroffen, denn die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

Herr Finke,
das hätte sich ändern können, wenn Sie nicht so überzogen reagiert hätten und mir solch rechtschreibseitig katastrophalen Antworten schicken würden. Wie dem auch sei, ich habe über Ihren Blog bei wordpress  nicht Ihre private sondern  Ihre veröffentlichte  Adresse gefunden. Da Sie scheinbar Autoverkäufer sind, müsste Ihnen das geläufig sein und das hat mit einer privaten Adresse in dem Sinne wohl eher nichts mehr zu tun.
Vielleicht sollten Sie anstatt auf Spatzen mit Kanonenkugeln zu schiessen, einfach die email lesen und feststellen, das ich ich Ihnen angeboten habe, Sie aus dem Verteiler zu nehmen, falls Sie das wünschen. Dies versichere ich Ihnen hiermit getan zu haben und wünsche keine weiteren oberlehrerhaften, diffamierenden und oberflächlichen  Darstellungen und Erwiderungen Ihrerseits.
Zum anderen stellte meine email keine Anlageberatung dar, sondern nur einen Hinweis auf entsprechend hochwertige Gold- und Silberprodukte. Wenn das ein Hinweis auf meine Beratungskompetenz in Ihren Augen darstellen soll, tun Sie mir wirklich leid. Solch ein Armutszeugnis sich selbst auszustellen in der Beurteilung anderer Menschen und ganzer Branchen? Das spricht nicht gerade für Sie. Sie müssen ja schlimmste Erfahrungen gemacht haben.
Wie dem auch sei, auch wenn Sie jeglichen Anstand in Ihrem Schreiben vermissen lassen, wünsche ich Ihnen noch einen stressfreieren Tag
Mit besten Grüßen, XY

Meine Arbeitstemperatur war noch nicht gesunken, daher musste ich diesem Spammer noch einmal klarmachen, worum es mir hierbei geht:

Herr XYZ,

1. ist mein Blog reines Privatvergnügen,
2. dient die Angabe der E-Mail im Impressum nicht als Einladung an Sie, damit Werbung zu treiben,
3. sollte Ihnen das als Freiberufler oder Gewerbetreibenden geläufig sein,
4. bin ich weder scheinbar noch unscheinbar Autoverkäufer,
5. reagiere ich hier nicht überzogen, sondern noch sehr zurückhaltend und somit noch nicht einmal angemessen,
6. sollten Sie in Sachen Rechtschreibung nicht mit Steinen werfen, wenn Sie selbst im Glashaus sitzen,
7. habe ich nicht um Ihre E-Mail-Werbung gebeten und muss demnach um überhaupt nichts bei Ihnen bitten, um Sie wieder abzubestellen,
8. sollten Sie besser keine Diskussion mit mir über „Anstand“ führen (das ist ja nicht einmal lächerlich),
9. ist Ihre E-Mail-Adresse soeben in meinem Junk-Filter gelandet,
und schließlich
10. habe ich keinen Stress, sondern muss mich hier mit Ihrer mich belästigenden E-Mail-Werbung herumschlagen.
Lassen Sie mich also künftig in Ruhe und verkaufen Sie ihre „hochwertigen Gold- und Silberprodukte“ an jene, die es nicht besser verdient haben.
Derek Finke
Zweifellos hätte ich das auch freundlicher und einfacher regeln und schlichtweg darum bitten können, aus seinem Verteiler genommen zu werden. Aber mal ganz ehrlich: Warum soll ich jemandem, der in meine Privatsphäre eindringt auch noch um etwas bitten? Er kann im Gegenteil froh darüber sein, dass ich ihm den Landesdatenschutzbeauftragten nicht auch noch auf den Hals hetze. Ich werde auch in Zukunft so vorgehen und mir von unseriösen Geschäftemachern nichts diktieren lassen.

Warum schreibe ich hier so ausführlich darüber?

Spätestens seit dem 1. September 2012 ist es nicht mehr erlaubt, ohne Einwilligung des Betroffenen derartige Werbung zu betreiben. Auch Autohäuser machen von E-Mail Marketing Gebrauch. Achten Sie also darauf, wie es um Ihre Kundenadressen bestellt ist. Sollten Sie von Ihren Kunden noch keine datenschutzrechtliche Einwilligungserklärung erhalten haben, ist Ihnen eine Nutzung der Kundenadresse für Zwecke von Werbung und Marketing verwehrt. Der oben geschilderte Fall ist erst gar nicht zulässig. Sich im Internet auf privat betriebenen Webseiten ohne Einwilligung des Webseitenbetreibers eine zweifellos personenbezogene E-Mail-Adresse eines unbekannten Dritten zu kopieren und damit ungefragt Werbung zu betreiben, geht gar nicht. Hier lässt sich noch nicht einmal als entlastendes Argument anführen, dass der Angeschriebene vermutlich Interesse an den beworbenen Produkten haben könnte. Gold- und Silberchips für einen Blogger aus der Automobilwirtschaft – das passt nicht zusammen, zumal ich auch nirgends davon berichtet habe, dass ich über zuviel Geld verfüge. 😉
Daher der Tipp: Überlassen Sie in Sachen E-Mail Marketing nichts dem Zufall. Immer mehr Kunden fühlen sich durch so etwas extrem belästigt. Vergessen Sie nicht, dass durch die starke Zunahme von Smartphones immer mehr Menschen praktisch nie mehr offline sind. In Zeiten von Social Media ist ein derartiges Vorgehen auch nicht länger zu entschuldigen, denn mit etwas Engagement kann man sich eine Gemeinde von Followern oder Fans aufbauen, die tatsächlich Interesse an den Produkten oder Leistungen haben.

Derek Finke

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