Kennen Sie das? Je älter man wird, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Das ist natürlich alles subjektiv, denn die Uhr macht ja keine Sprünge – 60 Sekunden sind und bleiben immer das Gleiche.
Doch mal ganz abgesehen von unserem persönlichen Empfinden gibt es auch Bereiche, in denen die Zyklen der Veränderungen tatsächlich immer kürzer werden. Nehmen Sie die Tablet-PC’s: Die sind erst seit ein paar Jahren wirklich serienreif auf dem Markt. Bedient werden sie per Touchscreen, und das geht zweidimensional. Dann gibt es seit kurzem durchaus brauchbare Sprachsteuerungen. Und jetzt kommen die dreidimensionalen Bedienelemente auf uns zu. Das bedeutet, solche Geräte können auch mit Gesten gesteuert werden. Der eine oder andere kennt das von den Spielekonsolen. Die Sensoren erkennen kleinste Körperbewegungen und setzen diese in Steuersignale um.
Was ich damit sagen möchte? Viele haben sich noch nicht einmal mit der einen Technik beschäftigt, da kommt schon die nächste auf sie zu. Andere haben sich gerade an Touchcsreenbedienung gewöhnt, da steht schon die nächste Umschulung an. So ist das Leben, könnte man geneigt sein zu sagen – und ja sicher, so ist es auch 😉
Übertragen wir das Ganze mal auf das Thema Marketing. Über viele Jahre hatten wir im Marketing unserer Branche eine recht stabile Situation. Die Hersteller haben sich mehr oder weniger um alles gekümmert. Der Handel hat hier und da mit den Anzeigenvorlagen der Hersteller in HEW oder HGW investiert, Beilagen in lokalen Anzeigenblättern verteilen lassen sowie das eine oder andere Frühjahrs- und Sommerfest organisiert. Einige Händler haben sogar schon Direktwerbung gemacht und Kunden angeschrieben. Es war eine schöne Zeit, der Handel hatte mit Marketing nur am Rande zu tun und zusammen mit den Herstellern quasi alle Kanäle unter Kontrolle.
Und dann kam das Internet.
Und damit war Schluss mit der „guten, alten“ Zeit. Zumindest im Gebrauchtwagengeschäft konnte der Handel ja bereits spüren, was Markttransparenz bedeutet. Einerseits kamen die Preise unter Druck, andererseits hat sich der Aktionsradius eines jeden Händlers deutlich erweitert. Hier ist tatsächlich der Händler in Garmisch direkter Wettbewerber des Händlers in Kiel.
Was gab es noch? Klar, die Händlerwebseiten. Anfangs war es für viele Händler eher Last als Lust, im Web mit einer eigenen Seite vertreten zu sein. Inzwischen hat wohl jeder eine, und mit der Lust statt Last ist es ein wenig besser geworden. Doch mit jedem Technologiesprung wurde der Druck größer, sich anzupassen und das eigene Angebot zu überarbeiten. Gestern noch Modem, dann ISDN, dann DSL, hier und da Satellit, WLAN und schon haben wir Breitband. Und das alles innerhalb von ein paar Jahren.
Dann kamen die Diskussionsforen. Am Thema Auto Interessierte fanden und finden sich hier regelmäßig ein, um über alles Mögliche zu diskutieren. Vorteile, Nachteile, Händler, Werkstattarbeiten, Qualität usw. In der Regel bleiben diese Leute aber weitgehend unter sich, eine virusartige, sogenannte virale Verbreitung dieser Diskussionen findet meist nicht statt.
Und dann wurden die Sozialen Medien erfunden. Virale Verbreitung ist hier sozusagen Geschäftsprinzip. Das gilt sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Einerseits kann man über diese Medien hervorragend mit Menschen kommunizieren. Aber auch sogenannte „Shitstorms“ (ich übersetz das mal nicht, ok?) 😉 finden dort in aller Regelmäßigkeit statt, ganz aktuell auch bei der Euro2012.
All diese Entwicklungen haben sich in rasender Geschwindigkeit vollzogen. Der Händler, der gestern erst für xx.xxx EUR eine neue Webseite in Betrieb genommen hat, fragt sich vielleicht schon heute, welche Updates er benötigt, um noch in die Zeit zu passen. Und morgen kommt möglicherweise schon der nächste Technologiesprung, der eine komplette Überarbeitung nötig macht.
In den Sozialen Medien haben viele Händler mit einer eigenen Präsenz begonnen. Doch nun stellen sie fest, dass es nicht ausreicht, nur da zu sein und ab und an eine Nachricht zu veröffentlichen. Auch die Darstellung des Gebrauchtwagenangebotes dort bringt oft allein keinen Erfolg. Es muss noch mehr menscheln!
Ich glaube, all das war und ist nur das Vorgeplänkel. Die eigentliche Zeit des Internets in unserer Branche kommt erst noch. Und die ersten Vorboten sind bereits unterwegs: Neuwagenvermittlerportale, Serviceportale usw. sind der Anfang. Und ich bin mir sicher: eines nicht mehr fernen Tages wird es pure Internetautohäuser geben. Vielleicht nicht gleich für den Neuwagenhandel, aber sehr wohl für den mit Gebrauchtwagen. Dafür fehlen heute noch einige Tools in Deutschland, aber auch das ist nur eine Frage der Geschwindigkeit. 😉 Also, richten Sie sich darauf ein und bleiben Sie am Ball!