Auch, wenn’s schwer fällt, aber denken Sie doch mal für einen kurzen Moment drei Jahre  zurück. Die Lehman Pleite liegt dann gut drei Monate zurück, die Finanzwelt ist schon in heller Panik. Beim Zusammenbrechen der Bankhäuser treten Summen zutage, die den meisten Menschen als schier unmöglich, zumindest aber unbegreiflich erscheinen. In der Folge färbt sich der Wirtschaftshimmel erst dunkelgrau, dann schwarz. Und als viele denken, schlimmer könnte es kaum noch kommen, ziehen auch noch Stürme auf.

Die Autohändler, und hier vor allem jene, die sehr viele Leasingfahrzeuge im Bestand haben, stehen vor den Scherben dieses bis dahin sehr erfolgreichen und begehrten Geschäftsmodells. Die ursprünglich kalkulierten Restwerte sind quasi über Nacht Makulatur. Die Nachfrage im Inland bricht weg, ausländische Absatzmärkte für die Gebrauchtwagen gehen verloren. Die Verluste ziehen sich durch nahezu alle Fahrzeugklassen, selbst die Publikumslieblinge der deutschen Anbieter kommen nicht ungeschoren davon. Am Ende stehen tiefrote Bilanzen, viel verlorenes Vertrauen und diverse Rettungsprogramme der Hersteller und ihrer Banken.

Blickt man zurück, muss man schon sehr staunen, mit welcher atemberaubenden Geschwindigkeit sich der Markt wieder erholt hat. Die Abwrackprämie hat sicher dazu beigetragen, die damals aufgetretenen Probleme deutlich abzumildern. Als Initialzündung für den Erfolg der Folgejahre würde ich sie aber nur bedingt sehen, denn Wirtschaft lebt letztendlich von Vertrauen in die Zukunft, nicht von staatlichen Subventionen. Nachdem im Jahr 2010 viele Verbraucher viele Gebrauchtwagen kauften, haben auch die gewerblichen Kunden wieder mehr Neuwagen gekauft. Und das historisch niedrige Zinsniveau bringt auch auf der Kostenseite erhebliche Entlastung.

Inzwischen regiert wieder Zuversicht, aber auch mehr Vorsicht. 2011 hat bei den allermeisten Händlern zu hervorragenden Ergebnissen geführt, auch wenn nicht alles zu Gold wurde. Doch so langsam füllen sich die Höfe wieder mit jungen Gebrauchtwagen, die Lieferzeiten von Neuwagen sind oder werden langsam wieder kürzer, die wirtschaftlichen Aussichten sind etwas unsicherer. Die europäische Schuldenkrise hat das Zeug, die Inflation anzuheizen. Der deutsche Automobilmarkt bleibt von Stagnation geprägt, Wachstum heisst Verdrängungswettbewerb.

Doch Chancen lauern an allen Ecken und Enden. Sowohl im Fahrzeugvertrieb, als auch im Service liegt noch Geld auf der Straße. Mir liegt es fern, Händlern an dieser Stelle Ratschläge zu erteilen, ich denke vielmehr, die meisten wissen, wo es noch Potentiale gibt. Aber Autohäuser sind Gebilde, deren Komplexität gern unterschätzt wird. Veränderungen in der Geschäftspolitik wirken sich nicht selten an Stellen aus, die vorher niemand im Blick hatte. Ich wünsche allen Autohändlern viele gute Ideen, das nötige Quentchen Glück bei deren Umsetzung und vor allem gesunde und motivierte Teams. Bleiben Sie am Ball!

Derek bei Google+