Warren Buffet und Autohandel – es gibt sie noch, die faustdicken Überraschungen: Die amerikanische Investorenlegende Warren Buffet steigt mit seiner Finanzholding Berkshire Hathaway bei der Van Tuyl Group ein. Van Tuyl ist die größte privat geführte Autohandelsgruppe der USA. Sie operiert in 10 Bundesstaaten mit 78 Autohäusern und erzielt einen Jahresumsatz von mehr als 7 Mrd. Euro. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, aber nach Medienberichten gab ein Berater der Van Tuyl Familie an, dass die Familie bislang Alleingesellschafter war und man davon ausgehen könne, dass sie in den Kreis der Milliardäre vordringt. Buffet ist nach Bill Gates der zweite Großinvestor, der sich im Autohandel engagiert. Gates hält 15% der Anteile am größten amerikanischen Autohändler AutoNation.

Warren Buffet und Autohandel – was hat den Mann geritten?

Das ist eine Frage, die wohl nur Buffet selbst vollständig beantworten kann. Anzunehmen ist aber, dass es ums Geld verdienen geht ;-). Schaut man sich an, wie der Mann bisher investiert hat, bleibt nur die Annahme, dass er sich überdurchschnittliches Wachstum und mehr als auskömmliche Gewinne verspricht. Das das kein Zufallskauf war ist wohl klar; dass das und auch nichts mit einem Gefallen der Van Tuyl Familie gegenüber zu tun hat, bestätigt Buffet höchstpersönlich. Zum einen gründet seine Holding nicht grundlos eine Konzerntochter namens Berkshire Hathaway Automotive, in deren Händen die Steuerung der Autohandels-Aktivitäten liegt. Zum anderen betonte Buffet in einem Gespräch mit dem amerikanischen Fernsehsender CNBC, dass dieser Kauf erst der Anfang wäre und weitere Übernahmen folgen werden.

Startet jetzt eine Welle der Konsolidierung in der US-Autobranche?

Die amerikanischen Autohändler haben nach der schweren Wirtschaftskrise 2008/2009 wieder festen Boden unter den Füßen. Sie verdienen gutes Geld und die Perspektiven für die nächsten Jahre sehen so schlecht auch nicht aus. Grund genug für einen wie Warren Buffet, jetzt in den Autohandel einzusteigen und zu agieren. Denn erstens war in der Branche wohl niemand auf einen wie ihn vorbereitet. Und zweitens hat er sich eine gut geführte und seit Jahren erfolgreiche Gruppe einverleibt. Und drittens herrscht jetzt kurzfristig Unsicherheit im Markt, das kann zu Überreaktionen und/oder auch strategischen Fehlentscheidungen führen.

Ich denke, der US-Markt sortiert sich nach und nach neu. Nicht nur Berkshire Hathaway wird dabei eine gewichtige Rolle spielen. Auch die börsennotierten Branchenriesen AutoNation, CarMax oder Penske und weitere werden hellwach sein. Für gut geführte Händler mit Verkaufswunsch ergeben sich momentan also tolle Möglichkeiten, Kasse zu machen. Händler dieses Schlages können sich über Wertsteigerungen ihrer Betriebe freuen, denn bei begrenztem Angebot steigt die Nachfrage.

Und was passiert mittel- und langfristig?

Ein derart professioneller Investor wird sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit nicht ausruhen. Warren Buffet’s Management wird die Professionalität im US-Autohandel weiter nach vorn treiben, zum Vorteil von Kunden und Berkshire selbst. Das wird den Wettbewerb weiter anheizen – aber nicht nur den um die besten Angebote. Noch viel interessanter wird der Kampf um die besten Talente, die beste Strategie, das beste Marketing, das beste Management.

Hat das auch Auswirkungen auf den deutschen Markt?

Tja, eine Glaskugel wäre jetzt schön, oder? Ich kann mir zumindest kurzfristig keine direkten Auswirkungen vorstellen – ausgenommen, Berkshire Hathaway stiege bei Penske ein und hätte damit auch die Hoheit über dessen Beteiligungen in Deutschland. Aber das ist reines Gedankenspiel, nichts weiter. Insofern heißt es abwarten, Tee trinken – und beobachten was Warren Buffet im Autohandel mit seiner Neuerwerbung so macht.

Photo Credit: Adam Jeffrey – CNBC

Derek Finke