Truecar – ein US-Neuwagenvermittler, versucht sich an Unglaublichem. Die USA, gern auch vereinfachend Amerika genannt, gelten ja gemeinhin als DER Hort der Freiheit. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gab es in den letzten Jahren zwar Einschnitte, dennoch haftet ihnen der Titel des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten immer noch an. Scheinbar erwischt es jetzt aber auch die Automobilbranche.

Truecar sorgt für einen Riesenwirbel in der US-Autobranche

Die US-Handelsaufsicht FTC, die u. a. auch für die Überwachung der Einhaltung des Kartellrechts zuständig ist, hat laut einem Bericht der Automotive News nicht-öffentliche Ermittlungen gegen einige Autohändler aufgenommen. Begründet wird das damit, dass sich verantwortliche Mitarbeiter dieser Händler in Branchenblogs und -diskussionsforen kritisch über die Geschäftspraktiken der Firma Truecar geäußert haben. Dadurch könnte Truecar ein Schaden entstanden sein. Es ist kaum zu glauben – aber doch wahr.

[bctt tweet=“Kritik an Geschäftsmethoden darf nicht zur Einschränkung von Redefreiheit führen! #Truecar #FTC“]

Truecar-Verhalten drückt auf die Stimmung im Markt

Truecar ist ein Neuwagenvermittler, der im großen Stil als Vermittler für Neuwagen auftritt und in den USA eine sehr dominante Marktstellung hat. Vor etwas mehr als einem Jahr regte sich im amerikanischen Vertragshandel erheblicher, auch öffentlich geäußerter Widerstand, gegen die Art und Weise, wie Truecar im Markt agiert. Auch damals schaltete sich die FTC ein, zusätzlich auch weitere Aufsichtsbehörden in einigen Bundesstaaten. Truecar kam unter ernsthaften Druck, passte seine Geschäftspraxis an und versuchte, durch kooperatives Handeln auf die Autohändler zuzugehen. Erst vor einigen Wochen wurden allerdings die AGB wiederum zulasten der Händler verändert, was erneut Proteste der Branche hervorrief. Truecar beteuert nun, die FTC nicht angerufen und mit diesen Ermittlungen nichts zu tun zu haben.

Ein ungewöhnlicher Vorgang

Wenn eine Aufsichtsbehörde Autohändler wegen ihrer Beteiligung an Branchendiskussionen anschreibt und diese ihre Anwälte bemühen müssen, ist das nicht nur für amerikanische Verhältnisse ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang. In einem Land, das die Freiheit des Einzelnen und die Redefreiheit mit Verfassungsrang ausstattet, kommen solche Aktionen traditionell nicht gut an. Schon ist von KGB, Stasi & Co. die Rede, was bei aller Abgrenzung zu Verschwörungstheorien nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Man könnte auch sagen: Wehret den Anfängen!

Und Truecar? Wer weiß, vielleicht haben sie tatsächlich nichts damit zu tun. Oder ganz im Gegenteil haben sie mit ihrem vielen Geld irgendeinen Politiker in Washington unterstützt, der ihnen nun noch einen Gefallen schuldet und über seine Kontakte die FTC motiviert hat, mal einzugreifen. Aber das sind Spekulationen.

Doch auch, wenn das Ganze in den USA spielt, sollten wir Augen und Ohren offen halten. Kritische Geister können manchmal ziemlich nervend sein. Journalisten haben in der Regel auch Mittel in der Hand, sich gegen so etwas zu wehren. Wenn es jetzt aber schon den einfachen Mann aus dem Autohaus trifft und damit eine ganze Branche eingeschüchtert werden soll, dann geht das zu weit. Und mir fallen durchaus Themen ein, bei denen es hier auch so laufen könnte.

Also, seid wachsam 😉

Derek Finke

Photo credit: truecar.com