Audi wird seinem Claim „Vorsprung durch Technik“ wieder einmal gerecht, allerdings mal so gar nicht im Auto. In London haben die Ingolstädter gerade einen neuen Typus von Showroom namens „Audi City“ eröffnet. Damit soll der Spagat zwischen den in großen Innenstädten exorbitanten Ladenmieten einerseits und der immer umfangreicheren Modellpalette andererseits geschafft werden. Denn diese vielen Modelle, zu großen Teilen ja Nischenmodelle, wollen auch präsentiert sein.

Was ist nun dran, am Vorsprung durch Technik?
Audi geht den virtuellen Weg. Das mag nichts Sensationelles sein, aber hier wird es erstmals konsequent umgesetzt. Mit Konsequenz meine ich in diesem Zusammenhang eben nicht nur einen bebilderten Konfiguration bzw. eine Darstellung in Tischplattengröße, sondern eine 1:1 Darstellung an der Wand. Durch Gesten, Wischen usw. kann der Kunde oder dessen Berater das Bild drehen, vergrößern oder verkleinern, Einzelheiten ansehen usw. Das Ganze in Lebensgröße und maximaler Detail- und Farbtreue. Wenn ein Fahrzeug dann durchkonfiguriert ist, bekommt der Kunde es in Dateiform auf einem Stick mit nach Hause. Audi Speichert diese Konfiguration ebenfalls, sodass sie jederzeit aufgerufen und bearbeitet sowie in einen Kaufvertrag bzw. eine verbindliche Bestellung umgewandelt werden kann.

Und wo bleibt der Vertragshandel?
Tja, das ist die spannende Frage.  In ersten Verlautbarungen wird dazu ziemlich kunstvoll Stellung genommen. Da heisst es z. B. „das Händlernetz ist in das Konzept der Audi City eingebunden und wird die traditionellen Funktionen wie Wartung und Betreuung weiter ausüben“ (Zitat aus kfz-betrieb online). Heisst das, Audi verkauft selbst und das Netz repariert nur noch? Ist das der Einstieg in den Direktvertrieb unter Ausschluss des privaten Handels? Ich weiß es nicht, denke aber, dass sich Audi dazu schon noch erklären wird.

Hinterfragenswert finde ich aber auch einen anderen Ansatz: Wenn der Hersteller schon  selbst einsieht, dass seine Modellpolitik im Bereich des Vertriebs vor Ort sehr kostspielig ist und er derartige Lösungen entwickelt, um Kosten zu sparen, darf dann der private Handel statt auf Neubauten und Erweiterungen ebenfalls auf solche Anwendungen hoffen?

Fest steht für mich jedenfalls, dass damit ein wichtiger Schritt in Richtung virtuelles Autohaus getan ist. Es bleibt sicher noch abzuwarten, wie die Kunden darauf reagieren und wie der Handel letztendlich eingebunden wird. Aber es geht los und das finde ich spannend, denn „Nichts ist beständiger als der Wandel„.

Derek bei Google+