Maserati Kubang en el Salón del Automóvil de F...

Maserati Kubang auf der IAA 2011 in Frankfurt (Photo credit: Wikipedia)

Bei allem Optimismus bin ich Zeit meines Lebens Realist geblieben. Insofern bin ich grundsätzlich skeptisch, wenn mir Superlative unterkommen. Vorgestern habe ich der Fachpresse entnommen, dass die italienische Nischenmarke Maserati geradezu Unglaubliches vorhat – eine Verachtfachung des Absatzes von derzeit 6.200 Fahrzeugen auf ca. 50.000 Fahrzeuge ab 2014 (weltweit, nicht in nur Italien) 😉 Wir haben jetzt Mitte 2012, das macht nach Adam Riese noch gut 18 Monate. Ab dann sollen drei neue Modelle dafür sorgen, dass die Kunden geradezu Schlange stehen. Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass die Italiener einen Scherz gemacht haben oder das nicht ernst meinen.

Realismus adé?
Ein paar Tage bin ich ja auch schon in der Branche und kann mich erinnern, dass es Ankündigungen dieser Art schon viele gegeben hat. Automanager denken in anderen Kategorien als Händler, daher ist das nicht weiter verwunderlich. Außerdem trägt die in unserer Industrie weit verbreitete Hire-and-Fire-Mentalität im Management geradewegs dazu bei, solche Traumschlösser zu errichten. Da wird elender Druck aufgebaut und ein Macho alter Schule presst den anderen. Damit der sein Macho-Gesicht nicht verliert, werden utopisch anmutende Zielsetzungen in die Luft geblasen. Der FIAT-Konzern macht da keine Ausnahme, eher das Gegenteil ist der Fall.
Auf jeden Fall klingt das erst einmal absolut unrealistisch, geradezu unglaublich.

Wie soll das laufen?
Sicher, neue Modelle schaffen Begehrlichkeit, wenn sie gut gemacht sind und die Marke genug Suchtpotential besitzt. Das ist bei der Marke Maserati zweifellos der Fall, allerdings

Interior of a Maserati Quattroporte Executive GT.

Innenraum eines Maserati Quattroporte Executive GT. (Photo credit: Wikipedia)

hat mich der als Porsche Cayenne Konkurrent gedachte Maserati Kubang optisch nicht wirklich beeindruckt. Irgendwie sieht da nur der Kühlergrill nach Maserati aus, wenn man den austauscht gegen irgendwas Asiatisches hätte ich das auch geglaubt. Aber gut, ist halt nur meine Meinung.
Bleiben noch die Innereien als mögliche Delikatesse. Doch dafür sechsstellige Beträge ausgeben? Ich weiß nicht, zumal der Cayenne noch immer exklusiv genug ist und sowohl qualitativ als auch in seinen Eigenschaften über jeden Zweifel erhaben. Und dann soll der Kubang bei Jeep in den USA gebaut werden? Ich mag ja Jeep, aber in Sachen Qualität und Detailliebe sind sie sicher nicht der Maßstab.

Der neue kleine Quattroporte soll gegen BMW 5er, Audi A6 und die E-Klasse anrennen und auf gut 30.000 Einheiten p. a. kommen. Erst habe ich geschmunzelt über soviel Übermut. Doch wenn der Wagen tatsächlich so gut gemacht ist, wie Pressegerüchte vermuten lassen, wenn der V6 Diesel mit 300 PS und 700 Nm kommt und optisch genug Anleihen am großen Quattroporte genommen werden, ohne diesen gleich zu kopieren, dann hat er zumindest das Potenzial. Mit einem guten Leasing-, Finanz- und Versicherungsdienstleister im Rücken traue ich so einem emotional ansprechenden Gefährt auch hier Deutschland einen Achtungs-Erfolg zu, wenn auch kein riesiges Volumen. Denn die Masse dieser Autos in Deutschland wird über das Großkundengechäft abgesetzt und da gelten andere Spielregeln. Aber Freiberufler und Selbständige wären eine sicher erreichbare Klientel. Doch dafür muss es auch der Handel hinbekommen.

Und dann gibt es auch noch den großen Quattroporte. Ein totaler Individualist, und das wird wohl auch so bleiben. Er wird seine zusätzlichen Abnehmer in Asien, Amerika und der Golf-Region finden und ich traue ihm zu, die angedachten Steigerungsraten zu erklimmen. Sein Design wird sicher auch künftig anhimmeln und vereinnahmen. Das sollte Beispiel für den Kubang sein.

Fazit
Ich traue der Marke und einem Teil der Modelle den geplanten Erfolg zu. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob der Mutterkonzern FIAT tatsächlich bereit und in der Lage ist, die Geduld und die Finanzkraft aufzubringen, um die Marke auch langfristig erfolgreich zu positionieren. Mit der Investition von 1 Mrd. EUR wird es sicher nicht getan sein. Dazu kommt die Frage, ob das Händlernetz bereit für eine solche Expansion ist. Das kann ich nicht einschätzen, halte das aber für einen sehr kritischen Punkt, denn hier müssen neue, bislang ungewohnte Kundenkreise erschlossen und bearbeitet werden. Daran ist schon so mancher Traum im Autogeschäft gescheitert. Können die das?

Warten wir es ab, ich würde mich jedenfalls freuen, mehr dieser stilvollen Autos auf unseren Straßen zu sehen. Wie geht es Ihnen damit?