Soziale Medien – was macht ihren Charakter aus? Ist es nicht wie bei einem sommerlichen Grillabend von Freunden, Nachbarn und Bekannten? Wo man Smalltalk betreibt und sich über Neuigkeiten aus dem Dorf/Stadtviertel, der Familie, dem Freundeskreis, dem Sportverein, der Kinder, der Lokalpolitik usw. unterhält? Nach meinen persönlichen Erfahrungen läuft es dabei umso besser, je simpler die Themen gestrickt sind, sprich – je mehr sich alle darin wiederfinden.

So sprengt man eine Party

Und nun stellen Sie sich vor, ich (als vermeintlicher Autohändler) käme dazu, und erzählte erst einmal viel über unseren großartigen Fahrzeugbestand, unser umfangreiches Leistungsangebot, unsere 50 Jahre Familienunternehmen, dass wir super kompetent und noch viel zuverlässiger sind, zeige unaufgefordert offizielle Herstellerfotos von irgendwelchen neuen Modellen herum und vergesse natürlich nicht, jedem einen Flyer mit den aktuellen Sonderangeboten unseres Hauses in die Hand zu drücken.

Glauben Sie, mich würde nochmal jemand einladen? Wohl kaum.

Soziale Medien – „sozial“ ist anders, offline wie online

Etwas anderes wäre, wenn ich im Laufe des Smalltalk mitbekomme, dass jemand ein neues Auto sucht oder mal wieder zur Inspektion muss. Dann kann man das eigene Anliegen geschickt einflechten, frei nach dem Motto: „Ich kenne ein Autohaus, auf das Du Dich verlassen kannst. Hier ist meine Nummer, ruf mich an, ich organisiere das für Dich.“

Doch zurück zum Thema Soziale Medien, speziell Facebook, und den inzwischen zahlreichen Seiten von Autohändlern dort. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wird man erschlagen von Dingen, die für die meisten User schlichtweg uninteressant sind. Und was machen die? Die kappen die Verbindungen, sind genervt, klicken das weg oder sind einfach nur noch passiv dabei.

[bctt tweet=“Soziale Medien – Werbung ist penetrant und nimmt sich zu wichtig.“]

Um es auf den Punkt zu bringen: Blech und Preise gehören auf die Webseite eines Händlers. Wer hier geschickt vorgeht, dazu gehört u. a. auch Suchmaschinenmarketing (SEM) und Suchmaschinenoptimierung (SEO), wird auch entsprechend wahrgenommen. Das hat dann in der Regel qualifizierte Leads zur Folge, die man in Geschäfte im Autohaus ummünzen kann.

Soziale Medien – hier muss es menscheln

Soziale Medien dienen der Kommunikation von zu Mensch zu Mensch. Bedeutet: Unternehmen passen eigentlich gar nicht da rein. Um also menschlich rüber zu kommen, sollten Händler vielmehr über Aktuelles aus dem Betrieb sprechen, z. B. wer arbeitet hier, wer macht was, wer hat sich weiterqualifiziert, wird ausgebildet und wenn, was und wie, wo engagiert sich der Betrieb oder seine Mitarbeiter vor Ort (Sportverein usw.). Wenn gebaut wird, kann eine Echtzeitkamera Bilder des Baufortschritts liefern, was verändert sich für Kunden und Mitarbeiter positiv durch diese Investition; hierher gehören Aussagen mit Fotos und Videos zufriedener Kunden – kurzum: Hier geht es um Emotion, Beziehungen, Vertrauen. Es menschelt, könnte man auch sagen.

Leider haben aber viele Autohäuser keinen Plan, was erreicht werden soll und wie es umgesetzt wird. Statt dessen verlässt man sich auf die zahlreichen Angebote von Agenturen und Dienstleistern, die einem zwar Fanpages für Facebook basteln. Aber die Inhalte muss der Händler liefern, und dazu gehört nun einmal etwas mehr als Selbstmarketing. Zu schade, verpassen doch viele Händler hier die einmalige Chance, sich im Bereich des lokalen Marketings hervorragend zu positionieren.

BTW: Wer mal ein gut gemachtes Blog eines Autohändlers lesen will. dem sei die Seite von Weller Automobile aus Bietgheim-Bissingen ans Herz gelegt.

Nachtrag: Bei strike2 können Sie darüber hinaus nachlesen, wie das mit der Kundengewinnung auch online funktioniert.

Derek Finke

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